Das größte Lexikon
Wissen und Infos aus der Praxis
über 30 Jahre gemeinsame Erfahrung
Aus Leidenschaft zum Hobby
Gerbstoffe im Aquarium - Was färbt das Wasser braun und warum?

Gerbstoffe im Aquarium - Was färbt das Wasser braun und warum?

Geschätze Lesezeit: 8 Minuten

Braunes Wasser im Aquarium ist nur von den wenigsten Aquarianern erwünscht. Oftmals empfinden viele die Braunfärbung des Wassers als Sichteinschränkung und sorgen dann durch Aktivkohle oder einen Wasserwechsel schnell wieder für klares Wasser. Doch was steckt hinter der Braunfärbung, welchen Nutzen hat sie vielleicht und warum sollte sie nicht verteufelt werden.


Warum färbt sich das Wasser im Aquarium braun?

Oft wird diese Frage in verschiedenen Gruppen und Sozialen Netzwerken mit der Antwort, das sind Huminstoffe erklärt. Doch eigentlich haben die Huminstoffe nichts damit zu tun, sie sind nur zu Erklärung aller geworden.

Als erstes, wollen wir die einfache natürliche Art klären, den auch durch Ausscheidungen der Tiere und Abbau von Pflanzenteilen kann sich das Wasser bräunlich färben. Dies hat dann nichts mit den Gerbstoffen zu tun und zeigt eher an, das ihr mal einen Wasserwechsel vornehmen solltet.

Das Wasser im Aquarium färbt sich durch sogenannte Gerbstoffe braun. Gerbstoffe können chemisch hergestellt werden, was in der Aquaristik jedoch nicht der Fall ist, oder natürlicher Herkunft sein. In unserem Fall sind sie natürlich und sind eigentlich sekundäre Pflanzenstoffe.

Diese Gerbstoffe können für die Aquaristik nochmals in Tannine und Gallotannine unterschieden werden (Es gibt noch weitere natürliche Gerbstoffe, die aber nichts mit der Aquaristik zu tun haben). Diese Stoffe sorgen also im Aquarium für die Braunfärbung. Besonders gut lässt sich der Gerbstoff auch an der Verfärbung von Pflanzen wie zum Beispiel Holz erkennen.

Schwarzerle mit einer abgeschnittenen Rinde. Die deutliche Verfärbung in dieses Rotbraun, zeigt den hohen Gerbstoffgehalt an.

Wo sind diese Gerbstoffe enthalten?

Da Gerbstoffe, wie wir oben gelesen haben, sekundäre Pflanzenstoffe sind, bringen wir diese Stoffe durch pflanzliches Material ins Aquarium. Dabei hat nicht jede Pflanze einen hohen Gerbstoffgehalt, bzw. besitzt diese Stoffe.

Klassisch im Aquarium sind Wurzeln. Mangrovenwurzeln haben einen hohen Gerbstoffgehalt, Mopani einen noch viel höheren. Während Fingerwurzeln einen oft geringen Gehalt aufweisen.

Wer über Torf filtert, bringt über Torf diese Gerbstoffe ein, warum? Weil Torf ein organisches Material aus abgestobenen Pflanzen ist.

Eine weitere Möglichkeit ist Laub. Laubsorten wie Buche, Erle, Erlenzapfen Eiche, Esskastanie, Walnuss besitzen Gerbstoffe, in unterschiedlich hohen Konzentrationen.

Eiche, Esskastanie, Erlenzapfen und Walnuss, besitzen dabei die meisten Gerbstoffe. Natürlich kommt auch noch die Hexennuss dazu und die Weidenrinde, welche ebenfalls einen hohen Gerbstoff gehalt besitzen. Baumrinden im Allgemeinen haben oft einen hohen Gerbstoffgehalt (nicht alle) der auch eine wichtige Aufgabe besitzt.

(Kleine Info nebenbei, Gerbstoffe sind auch in den Kernen der Trauben enthalten, im Granatapfel, Rotwein, Tee oder Kaffe)


Eskastanienlaub aus dem Herbst

Was sind denn nun Gerbstoffe und was tun sie im Aquarium?

Wie bereits erwähnt sind bei uns im Aquarium überwiegend Tannine und auch Gallotannine unterwegs. Gallotannine sind vor allem in Eichenlaub enthalten und Tannine in den übrigen. Gallotannine sind Hydrolysierbare Tannine welche im pflanzlichen Stoffwechsel gebildet werden. Kondensierte Tannine sind Polymere aus Flavonoiden. Viel tiefer beabsichtigen wir nicht in die chemische Zusammensetzung einzugehen, da es für die wenigsten verständlich ist.

Bis auf, dass sie anders aufgebaut sind, besitzen sie nahezu dieselben Wirkungen. Kommen wir zu den Auswirkungen dieser Stoffe:

  • Gerbstoffe wirken Entwässernd durch eine zusammenziehende Wirkung dadurch werden bei Zierfischen Wunden schnell verschlossen, so dass keine Keime eindringen können und sie gut abheilen, aber auch das eindringen von Keimen durch die Schleimhaut wird hier gehemmt.
  • Gerbstoffe erhöhen die Temperaturbeständigkeit, so können Blutgefäße erweitert werden und die Blutzirkulation sowie die Sauerstoffversorgung und Nährstoffversorgung erfolgt auf besten Niveau. Cool oder. Das bedeutet, dass die Tiere höhere Temperaturen viel besser vertragen, besonders im Sommer. Was auch gut erklärt, warum die Tiere in der Natur bei 32°C+ nicht sterben.
  • Sie verhindern die Resorption toxischer Eiweisprodukte und hemmen dadurch die Entwicklung und auch das Eindringen von Pilzen und Bakterien im Gewebe (Es wird damit die Aufnahme von giftigen Eiweißabbauprodukten durch den Darm verhindert)
  • Tannine besitzen einen sauren pH Wert, weshalb sie zusätzlich das Wasser ansäuern können
  • Nebenfakten: Tannine schützen den Baum und Samen vor Fressfeinden, da sie bitter schmecken. Aber auch andere Aufgaben wie die Wasserregulierung und das Wachstum wird damit geregelt.

Und wie wirken sich Gerbstoffe nun positiv auf unsere Zierfische aus?

Schauen wir kurz in die Natur, vor allem in die Richtung Südamerika und stecken unsere Nase in die Habitate unserer Tiere. Was sehen wir? Braunes Wasser. Warum ist das Wasser dort braun? Weil sich in den Flüssen oft viel Laub befindet, viel Treibholz und Baumwurzeln. Das Gewässer kann klar sein, aber eben braun. Bei starken Regenfällen kann das Wasser sogar trüb sein, man spricht dann von Sedimenttrübung, was kleinste Partikel sind, die durch die Regenfälle aufgewühlt wurden.

Das bedeutet, unsere Tiere sind diese Stoffe gewohnt.

Diese Stoffe wirken als Baktizid, Fungizid, antibakteriell, entzündungshemmend und auch ganz leicht lokalanästhetisch.

Tannine sind also wahre Wundermittel und das ist bereits seit vielen Jahren auch in der Humanmedizin bekannt. Hohe Dosen Tannin sind in der Langzeitwirkung gefährlich, das erreichen wir in der Aquaristik sogut wie gar nicht, wenn wir es verantwortungsbewusst verwenden. 

Erfahrung: Ich habe es bereits geschafft, es überzudosieren und kann damit sagen, dass es nicht gesund ist für die Tiere. Das Wasser war jedoch dann bereits schon "Pechschwarz" und man konnte nichts mehr sehen (passiert mit Weidenrinde, in einem Becken mit Garnelen). Auch mit einer Mopaniwurzel ohne Vorwässerung ist dies bereits passiert, hier war gott sei Dank noch kein Besatz im Becken. Mopanis daher immer vorwässern, dass kann sonst echt scheif gehen.



Erlenzapfen Sud

Warum solltest du nun Tannine in dein Aquarium geben, auch wenn es nicht viele sind?

Die Antwort liegt hier eigentlich schon für jeden, der bis hierhin gelesen hat, auf der Hand. Tannine fördern das Wohlbefinden unserer Zierfische, da sie zu einer besseren Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr über das Blut führen, die Schleimhaut und den Darm vor dem Eindringen von Bakterien und Pilzen schützen, Vergiftungen vorbeugen und Verletzungen schnell verschliesen und wieder abheilen lassen.

Das ist auch der Grund, warum wir sehr gern vor allen möglichen Medikamenten, eine Quarantäne mit Sud (Anleitung Sud) empfehlen. Dazu findet Ihr in der Kategorie Krankheiten verschiedene Tipps zur Fisch Hausapotheke.

Dosierung von Tannin im Aquarium

Eine direkte Dosierungsmöglichkeit gibt es nicht. Hier ist Gefühl gefragt. Wir konnten Werte von 10-20mg/kg finden, welche als Maximum angegeben wurden. Nun können wir das ganze gelöst nicht messen. Wir empfeheln euch, macht einen Sud aus Erlenzapfen und Laub und gebt diesen Schluckweise ins Aquarium. Im Normalfall schafft man es so nicht, das ganze überzudosieren, so wie ich es bereits geschafft hatte. Wenn ihr Sud übrig habt, dann könnt Ihr diesen auch einfrieren, um Ihn zu lagern. Tannine sind sehr beständig gegen Temperaturen, egal ob Hitze oder Kälte.

Aquarium mit Gerbstoffen und Tanninen über Buchenlaub und Äste

Können Tannine in allen Aquarien eingesetzt werden?

Ja und Nein. Im Meerwasser klar, nein. Im Süßwasser ja, dennoch mit ein paar Hinweisen. Da Tannine einen pH-Wert von 3,5 besitzen, solltest du also bedenken, dass die Zugabe den pH-Wert deines Wassers senken kann, wenn dein Wasser keinen ausreichenden pH-Puffer (Karbonathärte) hat. Auch gibt es Tiere, die einen pH-Wert über 7,8 benötigen. Wenn ausreichend Minerale im Wasser vorhanden sind, sollte dein Wasser nicht zu stark angesäuert werden, beobachte also deinen pH Wert genau und füge notfalls Minerale zu.

Wie bekomme ich die Braunfärbung wieder aus dem Aquarium entfernt?

Das ist nicht weiter schwer. Durch einen Wasserwechsel kannst du die vorhandenen Tannine  und Braunfärbung reduzieren. Auch über das Filtern mit Aktivkohle, welche organische Stoffe filtert, kannst du die Braunfärbung und Tannine aus dem Wasser entfernen.

Achtung, wenn du Tannine hinzufügen willst, solltest du also vorher prüfen, ob du einen Kohlefilter im Becken hast und diesen entfernen, sonst nützen dir die zugefügten Tannine nichts, da sie gleich wieder rausgefiltert und gebunden werden.

Kommentare (0)

Schreiben Sie ein Kommentar

Die mit einem Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.