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Nitrit - NO2 als Gift im Aquarium

Nitrit - NO2 als Gift im Aquarium

Geschätze Lesezeit: 18 Minuten
Nancy
19.03.2025
Nitrit, ein Giftstoff, welcher als Zwischenprodukt in der Nitrifikation im Aquarium entsteht. Unter Vorhandensein von Sauerstoff wird Ammonium zu Nitrit umgewandelt. In stabilen laufenden Becken kein Problem, oft wird es dort schneller umgewandelt als aufgebaut, wenn eine funktionierende Bakterienkultur vorhanden ist. Aber Nitrit kann auch in langlaufenden Aquarien entstehen, wir sagen dir wie.

Wie entsteht Nitrit  , NO2 im Aquarium?

Nitrit kann auf 3 Wegen im Aquarium entstehen, nicht immer sind alle jedoch messbar.

1. Nitrit entsteht als Zwischenprodukt im Nitrifikationsprozes

Beim Entstehen der Nitrifikation ist Nitrit ein Zwischenprodukt, was dann unter Sauerstoff und Bakterien zu dem ungiftigen Nitrat umgewandelt wird. Wenn die Bakterien jedoch noch nicht vorhanden sind oder zu gering, kann es zu einem Anstieg des Nitrtitwertes kommen, bis dieser zu Nitrat umgewandelt wird. Besonders in den Startphasen eines Aquariums, also in den ersten 6 Wochen, kann dies sehr leicht passieren.

2. Durch Sauerstoffmangel im Wasser erfolgt die ungewollte Denitrifikation

Um Nitrit zu Nitrat umzuwandeln, wird Sauerstoff benötigt. Doch kommt es durch schlecht durchflutenden Bodengrund oder Filterausfall zu einer Sauerstoffunterversorgung, dann erfolgt das Ganze umgekehrt. Es entsteht ein Stickstoffabbau oder auch Denitrifikation genannt (ausführliche Denitrifikation hier). Man spricht hier von einer unvollständigen  Denitrifikation, da durch hohen Sauerstoffmangel das Nitrat zu Nitrit oder Stickstoffmonoxid umgewandelt werden kann. Bei einer vollständigen Denitrifikation in diesem Sauerstofflosen Bereich kann es auch zur Bildung von Schwefelwasserstoff kommen. Alle 3 genannten sind giftig für die Tiere. Bei letztem redet man auch von "gammligen Boden" mit nach faulen Eiern riechendem Gas.

3. Hohe Nitratwerte werden im Fischdarm zum giftigen Nitrit

 In der EU gibt es für Leitungswasser Richtlinien bezüglich der Nitrathöhe. Diese darf 50mg/Liter nicht überschreiten. Im Aquarium liegt ein Richtwert bei 5-20mg/ L maximal jedoch 30mg / Liter. In der Natur ist der Nitratwert oft unter 5 zu finden. Zu hohe Nitratwerte im Aquariumwasser können dafür sorgen, dass Fische das Nitrat im Darm zu Nitrit reduzieren und sich von innen selbst vergiften. Hier ist dann eine Nitritvergiftung vorhanden, ohne dass Ihr sie als Nitrit messen könnt.

Warum ist Nitrit so giftig?

Nitrit wird bei Fischen über die Kiemen aufgenommen. Die Kiemen sind unter anderem dafür da, Natrium und Chlorid aktiv aufzunehmen und die osmotische Regulation und den Energieverbrauch zu regulieren. Da das Nitrit-Ion dem Chlorid-Ion ähnlich ist, kann der Fisch bei der Aufnahme über die Kiemen nicht unterscheiden. Chlorid ist also für die Fische wichtig. Wenn nun Nitrit im Wasser ist, konkurriert es mit dem Chlorid um die Aufnahme über die Kiemen, je höher der Nitritgehalt, desto niedriger die Chloridaufnahme. Chlorid wird jedoch für das Blutplasma und den CO₂-Austausch der Tiere benötigt. Nitrit wandelt im Blut das Hämoglobin zu Methämoglobin um, mit dem fatalen Effekt, dass vorhandenes Hämoglobin geringer wird und keine Sauerstoffaufnahme mehr erfolgt.  Zusätzlich wird das aufgenommene Nitrit nicht abgebaut oder wieder abgegeben vom Fisch, nein es reichert sich im Körper an, sodass der Nitritgehalt im Körper höher ist als im Wasser. Die Tiere vergiften sich also langsam von selbst.


Kurz und knapp: Sie ersticken innerlich, da kein Sauerstoff mehr ins Blut gelangt.

Doch der Haken an der Sache ist, Nitrit ist nicht entfernt, wenn ihr einen Wasserwechsel macht und der Gehalt dann bei 0 ist. Dadurch, dass es sich im Körper des Fisches absetzt, kann es dort je nach Konzentration weitere Schäden anrichten. Ist das Nitrit aus dem Wasser raus, kann die Konzentration im Fisch erst einmal nicht weiter steigen. Jedoch muss der Fisch die roten Blutkörperchen erst wieder regenerieren und das entstandene Methämoglobin in Sauerstoff transportierendes Hämoglobin umwandeln. Das dauert zwar nur wenige Tage, wenn kein neues Nitrit im Wasser entsteht, jedoch hat der Fisch für diesen Zeitraum weiterhin eine reduzierte Sauerstoffaufnahme. Nicht immer können alte Blutkörperchen regeneriert werden, dann werden diese abgebaut und es müssen neue gebildet werden. Durch die reduzierte Sauerstoffversorgung der Organe kann es zu Langzeit- und Folgeschäden bei Zierfischen kommen. Das ist an deutlichen Verhaltensstörungen oder Schwimmstörungen zu erkennen und kann auf eine Schädigung des Nervensystems durch den Sauerstoffmangel hinweisen.

Für welche Tiere ist Nitrit in welcher Menge giftig?

Bereits kleine Konzentrationen von 0,2mg/ Liter sind für viele Fischarten giftig und führen zum Tod. Manche Tierarten halten eine höhere Konzentration aus, was jedoch nicht heißt, dass dies angestrebt werden sollte. Giftig bleibt es mit jedem Milligramm. Auch für uns Menschen ist Nitrit ein Gift.

Tiere wie Zierfische sind sehr empfindlich auf Nitrit, auch in kleinsten Mengen, es sollte also in dem Fall sofort gehandelt werden.

Zierfische mit Labyrinthorgan

Kampffische, Fadenfische, Guramis und weitere Arten, die ein Labyrinthorgan für die Atmung besitzen, können höhere Nitritwerte aushalten. Sie nehmen den Sauerstoff hauptsächlich über dieses Organ aus der Atmosphäre auf. Das bedeutet, sie sind nicht auf die vollständige Sauerstoffzufuhr über die Kiemen abhängig. Dennoch kann sich auch bei diesen Tieren durch die Kiemen Nitrit im Körper anreichern und zu Schäden führen.

Schnecken und Nitritaufnahme

Nitrit wird über die Kiemen aufgenommen und verändert das Hämoglobin zu Methämaglobin und das verhindert die Sauerstoffaufnahme. Doch nicht alle Schnecken haben Hämoglobin im Blut, weshalb nicht alle Schnecken auf Nitrit reagieren. Schnecken wie TDS gehen bei Sauerstoffmangel an die Oberfläche und holen sich dort den Sauerstoff.  Posthornschnecken besitzen das Hämoglobin im Schneckenfuss, weshalb man diese auch "bluten" sehen kann.  Diese werden von Nitrit im Wasser auf jeden Fall geschädigt und können sterben. Aber auch hier kann man einen Sauerstoffmangel am permanenten Aufhalten an der Wasseroberfläche erkennen.


Woran kann ich erkennen, dass Nitrit vorhanden sein kann?

Fische verändern deutlich ihr Verhalten und schwimmen vor allem nah unter der Wasseroberfläche in der Hoffnung, durch schnelles Atmen an Sauerstoff zu kommen. Also ein schnelles Kiemen bewegen (Aphatie) und aktives Schwimmen direkt unter der Wasseroberfläche kann ein erstes Indiz sein, dass Nitrit vorhanden ist.

Wie misst man den Nitritwert?

Nitrit kann man mit üblichem Wassertest als Tropfentest oder als Stäbchentest nachmessen. Stäbchentests sind recht ungenau zum Ablesen, weshalb wir bei genauer Bestimmung immer einen Tropfentest empfehlen würden.
Neben den käuflichen Tropfentests kann man eine Laboranalyse machen lassen, die den Nitritwert ebenfalls sehr genau bestimmt.

Wassertest von JBL als Tropfentest

Was tun, wenn der Nitritgehalt zu hoch ist?


Zugabe von Salz /Chlorid

Da die Chloridaufnahme gestört ist, weil ein höherer Anteil an Nitrit vorhanden ist, kann man als bei geringen Nitritwerten bereits mit der Zugabe von Salz gute Erfolge erzielen. So können Zierfische durch den höheren Chloridanteil im Wasser diesen wieder aufnehmen und Sauerstoff kann wieder transportiert werden. Bereits 1g Kochsalz pro Liter reduziert die Aufnahme von Nitrit deutlich und kann eine akute Vergiftung verhindern oder abschwächen, da kein neues Nitrit aufgenommen wird, was sich im Körper weiter einlagert.


Wasserwechsel

Wasserwechsel ist immer eine der schnellen und effektivsten Lösungen, um gefährliche und überschüssige Nährstoffe aus dem Aquarium  herauszubekommen. Hier gilt in Vergiftungsfällen mit Nitrit, je mehr, desto besser.

Wasserstoffperoxid, Ozon oder Oxidatoren

Mittels Wasserstoffperoxid oder Ozon kann Nitrit im Wasser oxidiert werden und wird dann zu Nitrat, welches nicht mehr giftig ist. In sogenannten Oxidatoren wird Wasserstoffperoxid zu Sauerstoff umgewandelt, diese können also bei einer Nitritvergiftung unterstützend wirken. Ozon ist umstritten in der Aquaristik, es gibt jedoch solche Ozongeräte zu kaufen.


Mini Oxidator zur Erhöhung des Sauerstoffgehaltes
Oxidator D für größere Aquarien um den Sauerstoffgehalt zu erhöhen

Wasserzusätze 

Gegen eine Nitrit oder Ammonium/ Ammoniakvergiftung gibt es von verschiedenen Herstellern welche diese Stoffe dann schnell binden und somit kurzfristig Abhilfe schaffen. Beachtet, nur kurzfristig, denn damit ist die Ursache nicht behoben, es kann jedoch eine akute Vergiftung verhindern.
Detoxol zum schnellen Binden von Giftigen Nitrit und Ammonium/Ammoniak

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