Erlenzapfen im Aquarium - Vorsicht mit den falschen Erlen!

Erlenzapfen im Aquarium - Vorsicht mit den falschen Erlen!

Geschätze Lesezeit: 12 Minuten
Oft wird für die Verbesserung des Wohlbefinden der Tiere im Aquarium oder bei Unterstützung für das Abheilen von Entzündungen und Wunden der Erlenzapfen empfohlen. Als keimreduzierend, Huminsäure und Gerbstoff einbringend und damit auch als pH Wert senkend und entzündungshemmend, wird er angeboten und erwähnt. Prinzipiell ist das alles richtig, wenn alle nur von den Erlenzapfen der Schwarzerle reden würden. Doch irgendwer kam mal auf die Idee, Erle = Erle. Egal ob Schwarzerle, Grauerle, Grünerle, Weißerle. Ja sie haben alle augenscheinlich die bekannten Erlenzapfen, doch in der Wirkung sind sie absolut unterschiedlich und birgen auch Gefahren.


Die Erlenarten und ihre Vorkommen 

In Deutschland, Schweiz und Österreich kommen alle 3 Erlenarten vor. Die Grauerle (Alnus incana) welche auch gern als Weißerle bezeichnet wird, die Schwarzerle (Alnus glutinosa) und die Grünerle ( Alnus viridis, syn. Alnus alnobetula). Man könnte fast schon sagen, die Namen haben etwas mit dem Nutzen in der Aquaristik zu tun.

1.Grünerlen - Alnus alnobetula

Die Grünerle wird für die Anwendung in der Aquaristik nicht weiter erwähnt. Grund dafür dürfte sein, dass sie überwiegend in Höhenlagen ab 1500m zu finden ist und im Vergleich zu ihren beiden anderen Arten, eher ein Strauch als ein Baum ist. So trägt sie zur Hangabsicherung in den Lawinengebieten bei. Wenn wir mal in diesen Höhenlagen im Sommer unterwegs sind, werden wir auch hier an euch denken und Tests machen. Danach werden wir hier den Beitrag zu Grünerle erweitern.


Hier möchte irgendwann ein Bild der Grünerle sein :-)

2. Grauerle - Alnus incana

Die Grauerle wird für die aquaristische Verwendung oft erwähnt, doch wir können leider nicht nachvollziehen warum. Hier liegt auch der Hund begraben. Grauerlen sind recht häufig zu finden und besiedeln überwiegend die Höhenlagen von 500m - 1400m. Sie steht dort an Flüssen, Gebirgsbächen, Vernässungen und anderen feuchten Zonen. Aufgrund der Höhenlagen kommt die Grauerle bei uns überwiegend in den Bergen Süddeutschlands und Alpen vor. Die Wuchsform ist krummer und verästelter. Die Blätter laufen deutlich spitzer zu und die Erlenzapfen weisen im Grünen und im braunen Zustand deutlich mehr Samentaschen im Fruchtkörper. Man kann sie also sehr gut erkennen. Auch sind die Zapfenstiele eher kurz gehalten und nah am Ast.
Eine Grauerle mit alten Erlenzapfen und frischen spitzeren Blättern
Grauerle neben einem Wohnhaus, verzweigt und noch voller Zapfen
Grauerle Ast mit Blättern

3. Schwarzerle - Alnus glutinosa

Die Schwarzerle ist nicht immer einfach zu finden, steht aber meist unmittelbar an Gewässern, Bächen und Teichen und das eher in den tiefen flachen Lagen und weniger auf Bergen. Sie ist besonders durch ihre Wuchshöhe zu erkennen und ihre eiförmigen, runden Blätter.  Die Zapfenstiele sind deutlich länger als bei der Grauerle. Die Schwarzerle wird oft zur Befestigung von Gewässerrändern gepflanzt oder kommt deswegen dort vermehrt vor.

Man erkennt die Schwarz Erle auch daran, das ihr frisch geschnittenes Holz sich rot färbt. Diese Rotfärbung kommt durch die enthaltenen Gerb- und Huminstoffe zustande, wodurch sich auch das Holz leicht von der Grauerle unterscheiden lässt. Da die Schwarzerle sehr lichtbedürftig ist und auch sehr langsam wächst, sind andere Baumarten oft Konkurrenz und sie kann sich nicht halten. Die Schwarzerle gar nicht so häufig wie man erst vermutet. Dadurch ist häufig zu beobachten, das die Schwarzerle ihren Wuchs immer Richtung Lichtseite ausbaut und manchmal eher wie vom Sturm in eine Richtung gedrückt aussieht. Bei Lichtmangel bildet diese auch erst in weiteren Höhen Blätter und Früchte aus und bleibt unten kahl.
Schwarzerle an einem Naturtümpel, die Erlen fallen ins Wasser und färben diesen dunkel und sauer. Schnecken fühlen sich dort sichtlich wohl und haben gute Gehäuse
Der wuchs von Schwarzerlen ist eher hoch, unten wo wenig Licht hinkommt, sind wenige Äste und kaum Blattwerk, dies ist immer dem Lichtentgegen und meist sehr weit oben erst ausgeprägt.
Ast mit Blättern der Schwarzerle.

Unterscheidung Grauerle und Schwarzerle

Die Unterscheidung der beiden Erlenbäume ist im ersten Moment für Unwissende nicht einfach aber für Erfahrene sofort sichtbar. Deshalb wollen wir euch alle Unterschiede gut bescheiben, dass ihr schnell herausfindet, welche Erle ihr vor euch habt.

Blätter prüfen

Die Blätter der Grauerle sind etwas dunkler und laufen vor allem spitz zu. Das erkennt man recht schnell. Dazu kommt, dass die Blätter der Grauerle 8 - 10 Nervenpaare besitzen und die der Schwarzerle nur 5-8 Nervenpaare. Also eigentlich ganze einfach. Blattform checken, Nervenpaare zählen und schon seit ihr sehr sicher unterwegs.
Blätter links der Schwarzerle und rechts der Grauerle
Blätter der Grauerle mit 8-10 Nervenpaaren, Spitz zulaufend und mit zacken an den Rändern
Schwarzerle Blätter mit 5-8 Nervenpaaren

Zapfenoptik und Raschel- und Gewichtstest

Die Zapfen sind ebenfalls gut zu unterscheiden, besonders wenn man bereits viele Schwarzerlenzapfen in der Hand hatte. So sind die getrockneten Herbstzapfen der Grauerle viel leichter als die der Schwarzeerle. Auch das Rascheln, wenn man mehrere in der Hand hat, ist viel heller als bei Schwarzerlenzapfen.

Zusätzlich kann man erkennen, das die Grauerlenzapfen (rechts im Bild) deutlich mehr Samenfächer aufweisen und viel feiner sind als die der Schwarzerle. Der Schwarzerlenzapfen ( links im Bild) wirkt zudem kürzer und deutlich bauchiger und rundlicher. Sie haben auch weniger und deutlich dickere Samenfächer.
Schwarzerlenzapfen Herbst links und Grauerlenzapfen Herbst rechts

Sud - Test

Ihr erkennt den Unterschied auch am Sud. Wer sich nicht sicher ist, setzt einen Sud an und kann so recht schnell erkennen, ob die Zapfen brauchbar sind oder nicht.

Grauerlenzapfen haben aufgrund ihres deutlich geringern Gewichts die Eigenschaft, das sie eine ganze Weile schwimmen und nur sehr langsam unter gehen . Schwarzerlenzapfen dagegen gehen meist sofort unter oder kurze Zeit später ( außer die absolut ausgetrockneten und toten aus dem Vorjahr, die schon in der Hand zerbröseln). Man kann es hier im Bild sehr gut erkennen. Auch nach 15 Stunden und aufgießen mit heißem Wasser, trieben die Grauerlenzapfen zum Großteil noch oben.

Schwarzerlenzapfen sollten bereits nach kurzer Zeit nach dem Aufgießen mit heißem Wasser, das Wasser bräunlich färben. Um sicher zu gehen, lasst es einfach über Nacht stehen. Sieht es am nächsten Tag noch immer so hell wie hier links im Bild aus, dann solltet ihr die Zapfen entsorgen und den Sud auch. Rechts im Bild könnt ihr ins Becken geben, die Zapfen wie auch den Sud. Hier sind die gewünschten Humin und Gerbstoffe im Wasser und den Zapfen enthalten.
Aufgegossener Sud mit heißem Wasser und 15h ziehzeit. Links 7 Grauerlen Zapfen und rechts 4 Schwarzerlenzapfen
Sudvergleich von Oben, links die Grauerlenzapfen schwimmen teilweise immer noch, Wasserfärbung kaum vorhanden. Rechts Schwarzerlenzapfen Sud mit deutlich Humin und Gerbstoffgehalt.n
Der Sud zeigt besonders nach 24h im Glas, warum Grauerlen nicht für ein Aquarium geeignet sind und zudem noch starke Gefahren für unsere Aquariumbewohner aufweisen. Die nachfolgenden Bilder sind bei Tageslicht ohne Bearbeitung oder ähnliches entstanden, nach 24h Ziehdauer in einem Glas mit Wasser.
Schwarzeerlen Sud hat sich weiter verdunkelt und intensiviert. Klares Wasser mit einer Tiefbraunen Farbe.
Grauerlensud in einem Glas nach 24h Ziehdauer im Wasser. Trüb, milchig, Zapfen schwimmen zum teil immer noch, keine Humin oder Gerbstoffe

Gefahr bei Grau - Erlenzapfen im Aquarium

Grau Erlenzapfen werden überwiegend in der Floristik und als Dekoration verwendet. Wenn unerfahrene kleine Händler im Großhandel einkaufen oder selbst auf die Pirsch gehen, kennen diese meist nicht die Unterschiede, sondern sehen nur "Ah Erlenzapfen". Optisch sind die Grauerlenzapfen durchaus sehr hübsch, sie wachsen sehr schön gleichmäßig und werden daher gern für die Floristik verwendet. So kann es bei solchen Händlern passieren, dass ihr versehentlich Grau Erlenzapfen erhaltet, die zufälligerweise recht günstig sind im Einkauf, oft aber auch behandelt. Hier gilt es wirklich Augen auf beim Erlenkauf.

Aber auch wenn ihr selbst auf die Suche gehen wollt, schaut genau hin um nicht das falsche ins Becken zu werfen und damit euren Tieren zu schaden.  Die behandelten aber auch unbehandelten Grau Erlenzapfen können eure Tiere im Aquarium vergiften. Behandelt sind die Zapfen meist mit Insektizieden und Pestizieden sowie mit Mitteln die diese Stabil und lange haltbar machen. Unbehandelt kommt es meist nur zu einer großen und starken Bakterienvermehrung und damit einem hohen Sauerstoffentzug im Aquarium. Das könnt ihr auch gut an leicht trüben Wasser erkennen und beonders Nachts und bei Tieren mit einem hohen Sauerstoffbedarf kann es nicht so schöne Folgen haben.

Sollte es euch mal passieren, das ihr soetwas beobachtet, dann heißt es schnell reagieren. Erlenzapfen entfernen, 80% Wasserwechseln, Sauerstoffzufuhr erhöhen und am besten über Aktivkohle filtern um Giftstoffe und organische Stoffe zu binden.

Damit ihr seht, das wir auch wirklich Testen und wissen was wir schreiben, hier der Arbeitsnachweis, der uns trotz vieler Empfehlungen zu Grauerlen doch etwas im Ergebnis erstaunt hat. Von uns gibt es keine Empfehlung zu Grauerlenzapfen und wir raten euch auch dringend von der Verwendung ab. Viele haben bereits negative Erfahrungen gemacht. Schadet euren Tieren nicht, sie werden es euch Danken :-)

Kommentare (1)

Eddy

April 27, 2024 17:01

Danke für den echt informativen Text!!!

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