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Ichthyo oder Weisspünktchenkrankheit

Ichthyo oder Weisspünktchenkrankheit

Geschätze Lesezeit: 17 Minuten

Pünktchenkrankheit im Aquarium - Ichthyophthirose

Es ist einer der bekanntesten Erreger im Aquarium und hat zu Deutsch auch noch verschiedene Bezeichnungen, die manchmal auch für andere Erreger verwendet werden. So wird die Erkrankung bzw. der Ausbruch von kurz genannt Ichthyo auch Weißpünktchenkrankheit, Pünktchenkrankheit, Weißpunktkrankheit oder Grießkörnchenkrankheit genannt. An sich handelt es sich hier nicht um einen klassischen Krankheitsvirus sondern um einen Parasitären Befall.

Das Wimperntierchen (ichthyophthirius multifiliis) ist für den Befall der Zierfische verantwortlich. Dieser Parasit lebt hauptsächlich in der Oberhaut oder der Deckschicht der Kiemen seines Wirtes.  Der Wirt kann diesen Parasiten lange in sich tragen ohne das es zu möglichen Symptomen beim Zierfisch kommt.

Prinzipiell kann man sagen, das sich in jedem Aquarium Schwärmer der Zysten des Parasiten finden. Jedoch ist der Schwärmer abhängig von einem schlechten Immunsystem des Wirtes, damit dieser besiedelt werden kann.

Je höher die Temperatur desto schneller ist die Vermehrung des Parasites, weshalb er oft in tropischen Aquarien zu finden ist.

Wieso werden nicht alle Fische befallen in einem Aquarium und wie kommt es zu einem Ausbruch?

Wie bereits oben schon erwähnt, kann der Parasit meist in jedem Aquarium nachgewiesen werden. Rein kommt er durch neue Zierfische, Futter, Leitungswasser oder neue Pflanzen die Zysten mit sich tragen.

Ob der Parasit eine Chance hat den Fischbesatz zu befallen und warum manchmal nur wenige Tiere befallen sind und andere nicht, ist von einem wichtigen Faktor im Aquarium abhängig, nämlich dem Wohlbefinden der Tiere.

Das Immunsystem spielt hier eine wichtige Rolle. Ist der Zierfisch gesund und hat eine Starke gesunde Schleimhautschicht, so hat der Parasit es schwerer die Tiere zu befallen.

Was hat alles einen Einfluss auf das Immunsystem der Zierfische?

Das Immunsystem der Zierfische kann man eigentlich mit unserem gleichsetzen. Viele Faktoren haben einfluss auf dieses.

Stress durch zu kleine Aquarien, falsche Wasserwerte, schlecht gewählter Besatz oder Geschlechterverhältnisse, Transport oder auch falsche Ernährung. All das kann natürlich Stress verursachen bei den Zierfischen und damit natürlich das Immunsystem schwächen.

Deshalb ist es wichtig, immer auf eine Artgerechte Haltung, Einrichtung, Beckengröße und Futter zu achten. Gerade nach Transporten sind Zierfische oft anfälliger für jegliche Erreger, das hat nicht immer etwas mit dem Händler oder Verkäufer zu tun, sondern einfach mit dem Transportstress. Darum solltest du Tiere nach dem Transport mit entsprechender Sorgfalt einsetzen und das Immunsystem mit entsprechenden Mitteln unterstützen.

Wie sieht Ichthyo bei Zierfischen aus?

Die Weißpunktkrankheit kann mit wenigen Punkten anfangen und recht schnell viele Punkte auf Flossen und Körper befallen. Bei zu starken Befall besonders in den Kiemen können die Tiere an Atemnot sterben. Deshalb sind stark befallene Tiere nicht immer zu retten.  Bei dem Pünktchenbefall oder auch Weisspünktchen sollte also Eile geboten sein.

Einen Parasitenbefall zeigt sich durch folgende Symptome:

1. ca. 1mm große weiße Punkte auf der Hautoberfläche

2. apathisches Verhalten (Fisch bewegt Kiemen sehr stark und versucht ausreichend Sauerstoff aufzunehmen)

3. Flossenklemmen und schaukeln beim schwimmen

4. Scheuerbewegungen an Steinen oder Deko

5. Appetitlosigkeit und abmagern aufgrund des Unwohlseins

Kann die Pünktchenkrankheit auch Wirbellose befallen?

Der Parasit kann nur Wirbeltiere mit eine Hautschicht befallen. Somit ist der Befall bei Wirbellossen nicht möglich. Jedoch sollte zwingend bei der Behandlung darauf geachtet werden, das Wirbellose Tiere auch die Medikamente vertragen.

Wie kann man Ichthyo oder Pünktchenkrankheit behandeln?

Sitzt der Parasit auf der Haut, also die sichtbaren weißen Punkte, ist er nicht direkt zu bekämpfen, da dieser durch die Schleimhaut des Fisches geschützt ist. Im Regelfall werden die Zysten und Schwärmer im Wasser bekämpft um einen weiteren Befall aufzuhalten. Wir zeigen die verschiedene Möglichkeiten auf, wie du Ichthyo bekämpfen kannst.

1. Salzbehandlung mit erhöhter Temperatur

Weißpünktchenkrankheit kann im Anfangsstadium mit Salz und Temperaturerhöhung sehr gut behandelt werden. Die Temperatur sollte auf 26-29°C erhöht werden bei der Behandlung und je nach Befallsstärke kannst du mit 3-8g Salz / Liter Aquarienwasser behandeln. Du solltest die Zugabe des in Wasser gelösten Salzes über 24h vornehmen um die Tiere langsam an die osmotische Veränderung zu gewöhnen. Sobald der Salzgehalt auf die gewünschte Menge gebracht wurde, solltest du die Temperatur entsprechend erhöhen.
 
Die Erhöhung der Temperatur sorgt dafür das die Zysten sich schneller entwickeln und den Wirt verlassen. Das Salz unterstützt das Abstoßen der alten Schleimhaut und den Aufbau einer neuen, wodurch das Abstoßen des Ektoparasiten leichter erfolgen kann. Somit ist es oft schnell und einfach erledigt den Parasiten vom Tier zu entfernen, wenn dieser noch nicht die Kiemen zu stark befallen hat.

Salz tötet den Parasiten nicht ab, doch wie wir bereits erwähnten, ist dieser sowieso immer irgendwo im Aquarium vorhanden oder wird über tägliche Dinge als Zyste eingebracht. Der Parasit fällt zu Boden und wartet dort auf seine weitere Entwicklung / Bildung von Zysten und Schwärmern.

Nach der Salzbehandlung die ca. 3-7 Tage dauert, wo bereits nach 2 Tagen bereits eine Besserung sichtbar werden sollte, müsst ihr einen großen Wasserwechsel und ein sehr intensives abmulmen des Bodengrundes durchführen um alle Parasiten aus den Bodengrund soweit es geht zu entfernen.

Damit deine Tiere nicht wieder befallen werden, musst du dafür sorgen das diese wieder ein geschütztes Immunsystem aufbauen. Das bedeutet Reduzieren von Stress und Vitramine und Schleimhautschutz im Aquarium zugeben (Hierzu siehe Vorbeugen und Abschliesende Maßnahmen).

2. Medikamente um Schwärmer und Zysten abzutöten

In der Aquaristik gibt es verschiedene Medikamente welche für das Abtöten der Schwärmer unterstützt, damit diese keinen neuen Wirt finden können. Bedenkt jedoch bitte, diese Medikamente helfen nicht gegen den Ektoparasiten auf der Haut, dieser ist geschützt unter der Schleimhaut. Also erwartet nicht einen schnellen Rückgang der Pünktchen, nur durch diese Mittel. Dort müsst ihr Abwarten bis der Parasit bereit zur Fortpflanzung ist und den Wirt verlässt.

Bekannte Wirkstoffe die gegen den Ichthyo Ektoparasiten wirken sind Malachitgrün und Methylenblau. Oft findet sich auch bei Teichfischen oder Nutzfischen Formalin und Kaliumpermanganat in den Präparaten.

Malachitgrün:  ist ein zu den Triphenylmethanfarbstoffen gehörende synthetische Verbindung welche auch als Indikatoren oder als Textil und Lebensmittelfarbstoffe Anwendung finden. Zur Herstellung wird u.a. Schwefelsäure verwendet um dann über eine Oxidation zum Malachitgrün zu werden. Der Stoff ist mit bekannten Gefahrensymbolen wie "ätzend",  "Umweltgefährlich",  "toxisch" und "Reproduktionstoxinität". Hier gilt, die Menge macht das Gift. Gefährlich wird es ab 80mg / kg. Er hilft super gegen Pilze und Parasiten und ist bei einhalten der Dosis nicht schädlich für die Fische, da der Körper den Stoff wieder zum schwer löslichen Leukobase reduziert. Es wurde bisher noch kein annähernd gleichwirkendes Ersatzmittel gefunden.

Methylenblau: ist ein Phenothianzine und gehört ebenfalls wie Malachitgrün zu den chemischen Farbstoffen und wird vor allem in der Chemie, Medizin (früher in der Humanmedizin als Psychopharmaka) und Färbetechnik verwendet. Zur Herstellung wird auch hier zur Oxidation des Stoffes in der Herstellung Schwefelwasserstoff oder Kupfersulfat verwendet wird. Es ist nur mit dem Gefahrensymbol "Gesundheitsschädlich bei Verschlucken" gekennzeichnet. Es wirkt als Insektizid, Fungizid (Pilze) und Baktizid.

Formalin: Ist wohl ein bekannter Stoff der vor allem als Formaldehyd bekannt. Es ist ein stechend riechendes Gas welches u.a. durch die Dehydrierung von Methanol gewonnen wird. Es ist ein starkes Antiseptikum und Desinfektionsmittel (40%ige Lösung) sowie als Fungizid und Konservierungsmittel eingesetzt. Formaldehyd ist ein Teil des menschlichen Stoffwechsels. Gefahrensymbole wie "ätzend bei Haut und Augenkontakt",  "Giftig bei verschlucken, Hautkontakt," , "kann vermutlich genetische Defekte auslösen", "kann Krebs erzeugen" und "Organe schädigen". Klingt also sehr "spannend". Aufgrund der Nutzung als Desinfektionsmittel könnt ihr euch sicher schon denken, das dieser Stoff vor allem Keime abtötet. Somit wird es auch als Begasungsmittel für Frachtcontainer oder Tierhaltung verwendet um Vieren und Bakterien zu reduzieren. Es wird jedoch unter Sonnenlicht und Boden oder Wassereinfluss vollständig umgewandelt so das es sich nicht gefährlich anreichert. Formaldehyd wird auch in "billigen Co2 Flüssigprodukten" verwendet. Im Artikel -> Flüssig Co2 im Aquarium und seine Gefahren" gehen wir dazu weiter drauf ein.

Kaliumpermanganat: Ist ein starkes Oxidationsmittel welches nur mäßig in Wasser löslich ist und zu Mangan 4 Oxid und Sauerstoff zersetzt. Es wird als Desinfektionsmittel, Algizid, in Deos aber auch als Fungizid und Baktizid zur Behandlung von Obstbäumen usw. verwendet. Es wird mit den Gefahrenstoffen "Gewässerschädlich", "ätzend", "brandverstärkend", "Fötusschädigend und Fruchtbarkeitsbeeinträchtigend", "sehr giftig für Wasserorganismen" und "Schädlich für Organe". Bei der Zersetzung entsteht neben Wasser auch Kaliumchlorid und Chlor. Das ist der Grund,  warum es unter anderem als Algizid eingesetzt wird. Kleinste Mengen sind bereits hochgiftig (1-3g/ 1000L Wasser)

Bekannte Mittel und Ihre Wirkstoffe:


Punktol von JBL ( wird seit 2021 nicht mehr produziert und verkauft)

JBL hatte folgende Bestandteile:  100ml enthalten 60mg Malachitgrünoxalat und 80mg Methyltioaniumchlorid.
100ml sollen für 1250 Liter Wasser reichen.
Es enthält kein Kupfer und kann daher durchaus von Wirbellosen vertragen werden. Eine Garantie gibt es nicht und JBL erwähnt auch ausschließlich das Langzeitschäden auch bei Korallen und Knorpeltieren auftreten können. Das Medikament war zu seiner Zeit, das unserer Meinung nach beste was es gab und gut verträglich.

Sera Phyto med Protazid

100ml enthalten 22,5g Chininhydrochlorid aus Cinchonae cortex das ist ein natürlich gewonnener Wirkstoff der früher zur Fiebersenkung oder als Malariamittel verwendet. Mittlerweile wird dieser auch Synthetisch hergestellt. Das Alkaloid Chinin ist in konzentrierter Form Giftig. Eine nachweisliche Wirkung gegen Ektoparasiten ist nicht Dokumentiert. Der Wirkstoff soll für Wirbellose verträglich sein.



Sera Costapur F

Sera Costapur F basiert auf folgende Wirkstoffe: 100ml enthalten 2,06g Formaldehyd und 180mg Malachidgrünoxalat
Ist angegeben als nicht verträglich für Wirbellose und soll weiterhin gegen Verpilzungen helfen. Dies ist dem Wirkstoff Formaldehyd zugeschrieben.

Sera Costapur F

Sera med Professional Protazol

Die Sera Med Professional Reihe ist eine alternative Medikamentenreihe, welche nicht mit Farbstoffen arbeitet und daher das Wasser nicht einfärbt und somit für Kunden unsichtbar in Verkaufs und Schauaquarien angewendet werden kann. Hauptwirkstoff ist hier 100ml enthalten 100mg 4-Demethylaminophenyldimethylpyrazolon ( weiter Entwicklung von Phenazon wie Methylenblau) wurde als entzündungshemmend und fiebersenkend eingesetzt. Aufgrund seiner starken Wirksamkeit und Gefahr für den Menschen darf es nur noch in der Veterinärmedizin eingesetzt werden. Aufgrund der Menge in 100ml kann man darauf schließen das hier nur hohe Dosen wirken und gilt als Giftig. Eine vollständige Entfernung aus dem Wasser kann auch nicht mir Kohle erfolgen.

Esha Exit

Esha Exit ist auf folgenden Wirkstoffen aufgebaut: 100ml enthalten 398mg Methylthioniumchlorid, 630mg Ethacridinlactat, 31mg Malachitgrünoxalat, 79mg Methylrosaliniumchlorid
Das Mittel wird für Ichhtyo und Oodinium empfohlen und soll nicht verträglich für Wirbellose Tiere sein.


Esha Exit

Faunamor - Aquarium Münster

Faunamor hat folgende Wirkstoffe: 100ml enthalten 250mg Methylthioniniumchlorid, 100mg Malachitgrünoxalat, 50mg Methylrosanniliniumchlorid, 30mg Acriflaviniummonochlorid
100ml sollen für ca. 3000 Liter Wasser reichen und nicht verträglich für Wirbellose sein.

3. Abschließende Stärkung des Immunsystems

Nach jeder Behandlung und dem Transport sollte die angegriffene Immunabwehr gestärkt werden. Hierzu eignen sich Mittel wie das Stressprotect von Aquarium Münster und Acclimol von JBL. Alternativ könnt ihr es auch zusätzlich mit einem Sud aus Seemandelbaumblättern und Erlenzapfen unterstützen. Für die Hauptunterstützung empfehlen wir jedoch die genannten Mittel.


Stressprotekt von Aqurium Münster
Acclimol von JBL

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