Lochkrankheit bei Barschen im Aquarium
Geschätze Lesezeit: 15 Minuten
Die Lochkrankheit betrifft in der Aquaristik meist nur Barsche. Ob es wirklich eine richtige Krankheit ist oder doch nur ein Mineralproblem oder Bakterien ist bisher noch nicht sicher geklärt. Auch eine Kombination aus Mangelerscheinung und dadurch ein schwaches Immunsystem und Krankheitsanfälligkeit wäre möglich. Zumindest konnte bisher erkannt werden, dass die Lochbildung meist in Verbindung mit Flagellaten auftreten, jedoch nicht müssen.
Welche Tierarten können von der Lochkrankheit befallen werden?
Bisher ist die Lochkrankheit nur bei verschiedenen Barschen im Süß wie auch Meerwasser bekannt. In der Aquaristik treten die Läsionen meist bei Diskusen und Skalaren auf, aber auch Zwergbuntbarsche, Malawis und andere Cichliden können von der Lochkrankheit befallen werden. Ein Befall bei Salmlern, Karpfenartigen oder anderen Fischen wurde bisher noch nicht festgestellt. Auch konnte der Befall von Wildtieren in der Natur noch nicht sicher nachgewiesen werden, es gibt jdoch zwei Bilder die bei Tauchgängen aufgenommen wurden, die Lasionen zeigen, ob es sich dabei wirklich um die selben handelt, konnte nicht nachgewiesen werden. Bisher konnte die Lochkrankheit überwiegend bei Zierfischen im Weichwasser beobachtet werden.
Was ist die Ursache der Lochkrankheit?
Es konnten bisher verschiedene Ursachen für die Lochkrankheit gefunden werden. Dadurch ist es für einen Laien schwer die richtige Behandlung zu finden:
Erreger bedingte Ursachen
Infektion mit Flagellaten - Spironucleus
Verschiedene Flagellaten befinden sich auch be gesunden Zierfischen im Verdauungstrakt. Bei einer Infektion mit Flagellaten, die wie die Heximata nicht zu den natürlichen gesunden gehören, scheint es ein Problem bei der sekundären Aufnahme von Stoffen aus dem bereits vorverdauten Speiseresten zu kommen,. Besonders die Aufnahme von Phosphor und Kalzium aus dem Darm scheint dann gestört wodurch es zur Ausbildung der Lochkrankheit kommt.
Infektion mit Dinoflagellaten - Amyloodinium
Dies ist bisher nicht vollständig nachgewiesen, da die Studie wegen verschiedener Zwischenfälle abgebrochen werden musste. Jedoch konnte bei einem Fisch vor dem Abbruch ebenfalls die Ausbildung der Läsionen beobachtet werden. So das aktuell auch mit diesem Erreger besonders im Meerwasserbereich zu rechnen ist.
Infektion mit Bakterien oder mit Viraler Ursache
Auch Studien zu bakteriellen Infektionen und viralerinfektionen wurden durchgeführt. In diesem Zusammenhang wurden jedoch für die echte Lochkrankheit keine Anhaltspunkte bei bakteriellen Veruschen gefunden. Es ergab zwar ähnliche Bilder durch das entstehen von geschwüren, die dann aufplatzen, jedoch handelt es sich in dem Fall nicht um die Lochkrankheit. Bei der Studie mit Virus Infektionen wurde bisher kein Kontrollversuch durchgeführt, so das auch dieser nicht bestätigt bleibt.
Nicht Erreger bedingte Ursachen
Wasserzusammensetzung:
Als nicht Erreger bedingte Ursache ist vorallem der Vitamin und Mineralmangel bekannt. Durch eine Mangelerscheinung oder durch nicht optimale Haltungsbedingung in der Aquariumhaltung können diese eine oft für die Lochkrankheit gehaltene Symbtomatik entwickeln. Jedoch wurde durch verschiedene Tests ausgeschlossen, dass es sich bei Bildung von Läsionen und Löchern durch Mangelerschienungen um eine wirkliche Krankheit handelt. Das anpassen der Wasserbedingungen führt meist in 6-8 Wochen zu einer vollständigen Abheilung. Der Unterschied zwischen einer Mangelerschienung und einem wirklichen Erreger ist nicht leicht. Oft kann man eine Mangelerscheinung nur durch weitere Symptome sicher von einem erreger unterscheiden.
Aktivkohle:
Aktivkohle wird in der Aquaristik verwendet umd unerwünschte organische Stoffe zu entfernen. So zum Beispiel Gerbstoffe, Chlor, Medikamentenrückstände, Ausscheidungen usw. Jedoch besteht die im Handel Aktivkohle oft aus unterschiedlichen kohlestoffhaltigen Materialien. So konnte in einer Studie nachgewiesen werden, das Aktivkohle aus Kokosschale bei verschiedenen Zierfischarten die Loch Symptomatik auslösen kann. Nach entfernen der Kohle sind die Läsionen wieder vollständig verheilt und die Tiere hatten keine weiteren Probleme. Also auch diese solltet ihr auf dem Schirm haben wenn wir Löcher bei euren Barschen feststellt.
Ernährungsbedingt:
Durch falsche Ernährung und Mangelerscheinungen konnte die Lochsymptomatik nachgewiesen werden und auch in verschiednene Tests, die dann das Zuführen von verschiedenen Vitaminen und Mineralen vorsahen, konnte eine Heilung erzielt werden. Jedoch sind die genauen Vitamine nicht einzeln nachgewiesen, so das man noch nicht genau sagen kann, welches Vitamin oder Mineral zu einer Verbesserung führte. Bei Vitamin C streiten sich die Studien und es sist nur nachgewiesen, das bei einer nicht Erreger bedingten Infektion die zugabe von Vitaminen und Mineralien förderlich bei der Heilung sind.
Kupfer als Auslöser:
In Leitungswasser findet man eutzutage nur noch selten Kupfer, jedoch ist es noch immer in vielen Medikamenten für Zierfische oder auch im Dünger enthalten. Kleine Mengen schaden den Tieren oft nicht, jedoch ist es bei zu hohen Konzentrationenverursacht es eine Immunschwäche wordurch der Infekt mit der Lochkrankheit durch eine Schädigung der Darmflora ausgelöst werden kann.
Symptome der Lochkrankheit
Auch hier müssen wir unbedingt zwischen Erreger bedingt und nicht Erreger bedingt unterscheiden. Bei beiden sind die Symptome der Löcher vorhanden. Die Löcher tretten meistens im Kopfbereich hinter den Augen auf. Aber auch an den Seitenlinienansätzen sind Lochbildungen möglich.
Bei einer Erreger bedingten Infektion kommen sehr sicher noch folgende Symptome dazu:
- grau und dunkel einfärben des Fisches, Farben verblassen
- Appetitlosigkeit und Verweigerung der Futteraufnahme
- Aphatisches Verhalten
- geringe Anteilnahme in der Gruppe
- milchige Augen und geschwollene Augen
- weiße Pickel die aufplatzen und daraus die Löcher entstehen
- Abgemagert, eingefallene Bäuche
Der Tod der Tiere mit einem Erregerbefall tritt recht häufig ein, wenn nicht schnell genug reagiert wird.
Man vermutet, das es zu einem Knochanabbau besonders im Kopfbereich kommt, da der Mineralbedarf des Fisches so ausreichend gedeckt werden kann. Leider sind im Süßwasserbereich biesher kaum fundierte wissenschaftliche Forschungen vorhanden und vieles beruht auf Meerwasser oder Beobachtungen einzelner Leute.
Bei nicht Erreger bedingten Ursachen verhalten sich die Tiere weitestgehend nomal. Es konnten keine Ereger in den Läsionen nachgewiesen werden und auch erfolgte keine Nekrotisierung von Gewebe. Die Tiere verhalten sich sehr lange normal. So das man an dem Verhalten gut erkennen kann, ob es sich nur um einen Mangel oder einen Stoff handelt der es verursacht oder um einen tatsächlichen Erreger. Man sollte jedoch auch hier schnell reagieren, da sich in offenen Stellen bei fehlender Hygiene durchaus Infektionen bilden können. Hier reicht meist ein prüfen verschiedener Sachen wie Wasserwerte, Aktivkohle oder Futter. Wenn diese Bedingungen wieder passend für die jeweilige Fischart eingestellt sind, verheilen die Löcher innerhalb von 6-12 Wochen wieder vollständig.
Therapiemöglichkeiten bei der Lochkrankheiten
Ja nachdem ob die Symptomatik Erreger bedingt oder nicht Erreger bedingt ist, sollte hier wieder unterschieden werden. Tiere die keine erreger bedingte Erkrankung haben sollten nicht zwingend unnötigen Medikamenten ausgesetzt werden.
Es wurden in den verschiedenen Studien auch verschiedene erfolgreiche Behandlungen durchgeführt. Hier sind Behandlungen mit Malachitgrün, Formalin, Metronidazol, Knoblauch und anpassen der Bedingungen und Zugabe von Mineralen wie Phosphor, Kalzium und Vitamin D bisher erfolgreich gewesen. Auf Artgerechte Fütterung und Haltung sollte hier ein großes Augenmerk gelegt werden.
Wenn man Erreger vermutet, dann kann man das aktuell am Markt befindlichen Medikamenten versuchen:
Esha Hexamita
Ist ein Medikament welches bei Hexamita Befall und Darmflagellaten eingesetzt werden kann. die Zusammensetzung besteht aus:
Ethacridinalactat: ist aus der Reihe der Acridine und wird u.a. aus Steinkohleteer gewonnen und ist wasserlöslich. Typisch ist die gelbe Farbe die Haut und Gegenstände einfärben kann. Es wirkt als Antiseptikum bei Wunden und wird in der Zahnmedizin verwendet. Leider sorgt der Stoff häufig für Kontaktallergien. Auch hier wird vermutet das Nervenschädigungen im Darm und Seestörungen auftreten wenn der Wirkstoff zu lange und intensiv angewendet wird. Es ist stark Lichtempfindlich weshalb es dunkel gelagert werden muss.
Kupfer 2+ oxid: Kommt natürlich in der Natur im Mineral Tenorit vor. Es ist in Wasser und Alkohol unlöslich. Deshalb wird es zum Färben von Glas und Keramik sowie künstlichen Edelsteinen eingesetzt. Aber auch in Batterien oder bei fäulnishemmenden Anstrichen. Es wird als sehr giftig für Wasserorganismen ausgewiesen und die Freisetzung in die Umwelt sollte vermieden werden. Viele Tiere auch in der Aquaristik reagieren empfindlich auf den Kupfer gehalt. es wird als Nanopestizid auch in Algenmitteln eingesetzt.
Methylrosanilinchlorid: Ebenfalls eine Farbstofflösung welche Bakterien tötet und das Wachstum von Hefen und Pilzen hemmt. In Der Humanmedizin findet es keine Anwendung mehr, da es zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Je höher der pH Wert im Aquarium desto höher die Antimikrobielle Wirkung. Es ist an einer leicht Violetten Farbe zu erkennen. Die Wundheilung wird durch diesen Stoff gehemmt und es kann zu Nekrosen kommen.
Acriflavin: Ist ein rötlichbrauner antiseptischer Farbstoff der als Desinfektionsmittel eingesetzt wird und gegen eine Vielzahl von Keimen wirkt. Im Zusammenhang mit der Humanmedizin besteht der Verdacht das dieser Stoff krebserregend wirkt. Auch sind bereits Resistenzuen möglich. Es greift in die DNA der Erreger ein und verhintert das weitere ausbreiten.
Sera med Professional Flagellol
Ein weiteres bis 2022 zugelassenes Medikament war das Sera med Professional Flagello,, welches jedoch auf grund des Wirkstoffes 5-Nitro-1,3-thiazol-2-ylazan verboten wurde und nur noch in Restbeständen am Markt vorhanden ist. Theoretisch darf es ab diesem Tag nicht mehr verkauft werden, praktisch werden Lagerbestände aufgebraucht, weshalb ihr es jetzt nur noch schwer am Markt finden werdet.
OCTOCIL von Manaus Aquarium
Das ist ein Medikament was erst durch die vielen Verbote aktiv an den Markt kam. es setzt ähnlich wie Esha Hexamita auf verschiedene Wirkstoffe:
Es enthält: Ethacridinlactat (siehe Esha)
Acriflaviniumchlorid: ist ebenfalls eine quatäre Ammoniumverbindung und wird als Antiseptikum in Mund und Rachensprays verwendet. Es ist hauptsächlich gegen gammapositiven Bakterien Wirksam und hemmt die Vermehrung dieser. Es ist also u. Umständen nicht immer wirksam wenn es sich um andere Bakterien handelt. Da in Verdacht steht, das dieser Wirkstoff Krebs auslösen kann und zur Mutation einzelner Zellen führen kann, wird der Wirkstoff nicht mehr in der Humanmedizin verwendet. Das Acriflaviniumchlorid lagert sich in der DNA des Bakteriums ein und verändert deren erbgut bei der nächsten Zellteilung. Durch die Veränderung der DNA kann es mittlerweile zu resistenten Stämmen kommen. Da der Stoff zellschädigend ist, können bei der Behandlung zwar Bakterien abgetötet werden, jedoch auch Pflanzen geschädigt werden oder sogar zur Unfruchtbarkeit bei einigen Fischarten führen.
Rafoxanid: Ist eine Verbindung aus Salicylsäure und Stickstoff, welches vorallem bei Wiederkäeuern wie Rindern und Schafen gegen Würmer eingesetzt wird. Bei zu hoher Dosis kann eine Erblindung und Verdauungsprobleme entstehen. Es ist nicht für die Humanmedizin verwendet.
Proflavin hemisulphat: ist als Antiseptikum und Desinfektionsmittel am Markt und tötet damit verschiedene Keime und Bakterien. Es hat eine leichte gelbe Fluroeszenz. Proflavin ist mutagen, es kann also Erbgut verändern und Mutationen auslösen.
Methylthioniniumchlorid: ist eine andere Bezeichnung für Methylenblau. Es ist ein Phenothianzine und gehört ebenfalls wie Malachitgrün zu den chemischen Farbstoffen und wird vorallem in der Chemie, Medizin (früher in der Humanmedizin als Psychopharmaka) und Färbetechnik verwendet. Zur Herstellung wird auch hier zur Oxidation des Stoffes in der Herstellung Schwefelwasserstoff oder Kupfersulfat verwendet wird. Es ist nur mit dem Gefahrensymbol "Gesundheitsschädlich bei Verschlucken" gekennzeichnet. Es wirkt als Insektizid, Fungizid (Pilze) und Baktizid.
Weitere Medikamente gegen Erreger bedingte Infektionen sind aktuell nicht am Markt. Grund dafür ist auch, das die Krankheit noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht wurde. Jedoch wird auf artgerechte Haltung, gesunde und angepasste Ernährung und gepflegte Aquarien immer wieder hingewiesen.
Kommentare (0)