Pinselalgen im Aquarium - Erkennen und bekämpfen

Pinselalgen im Aquarium - Erkennen und bekämpfen

Geschätze Lesezeit: 12 Minuten
Pinselalgen sind besonders hartnäckige Algen. Man kann sie im Aquarium recht einfach von anderen Algenarten unterscheiden, den wie der Name schon vermuten lässt, ähneln sie einem Pinsel. 

Was sind Pinselalgen?

Pinselalgen sind Algen der Gattung Audouinella sp. die zu der Familie der Rotalgen gehören. Auch wenn sie im Aquarium eher dunkelgrün bis schwarz wirken, sind sie Vertreter der Rotalgen. Das kann man auch recht einfach prüfen, legt man ein paar der Algen in Alkohol ein, so färben sie sich rötlich.

Sie sind meist sehr hart und auch hartnäckig, da sie in ihren Zellwänden Kalk einlagern, was sie robust macht. Sie wachsen meist in pinselartigen kleinen Püscheln die sie gern an den verschiedensten Gegenständen festsetzen.  Sie bevorzugen  umströmte Flächen wo sie ungehindert an Nährstoffe rankommen. Das kann neben dem Filterauslass auch der Blattrand der Anubia sein aber auch Deko, Kies und Scheiben werden nicht verschont. Oft kommen die Pinselalgen schneller, als sie wieder verschwinden. 

Ursachen für die Entstehung von Pinselalgen

Warum Pinselalgen entstehen, kann verschiedene Gründe haben, der bekannteste ist jedoch ein Problem im Nähstoffhaushalt.

1. zu hohe Nitratwerte

Aufgrund von häufigen Überbesatz, minderwertigen Futter, zu geringen Wasserpflanzenbestand und auch zu geringer Beckenhygiene kann es zu höheren Nitratwerten kommen. Alle Nitratwerte über 50mg / Liter sollten zwingend reduziert werden. Manche Tierarten halten auch nur einen Nitratwert bis 20mg / Liter aus. Nitrat ist ein Abbauprodukt, welches vor allem durch Ausscheidungen entsteht. Bei zu hohen Nitratwerten, schwimmen die Tiere förmlich in ihrem eigenen Dreck. Das ist für Zierfische Gesundheitsschädigend, Wachstum von Wasserpflanzen kann blockiert werden und damit entstehen dann die Algen.


2. zu hohe Phosphatwerte

Phosphat ist ein Stoff der ebenfalls ein Abbauprodukt, welches beim Zersetzungsprozess entsteht. Pflanzenteile und Mulmecken die irgendwo im Becken sind, so wie häufig zu wenig gereinigte Filter können zu unerwünscht hohen Phosphatwerten führen. Aber auch durch unaufgetautes und nicht abgespültes Frostfutter sowie minderwertiges Trockenfutter kann Phosphat weiter eingebracht werden.


3. falsche  Belichtungszeit

Wasserpflanzen haben wie auch normale Pflanzen nur eine begrenzte Möglichkeit die Lichtenergie und die Nährstoffe aufzunehmen bzw. umzuwandeln. Je nach Pflanzenart ist der Bedarf bereits nach 7-9h gedeckt, Führen wir jedoch weiter Lichtenergie zu, die nicht verarbeitet werden kann, so kann es manchmal passieren, das ungewollt Pinselalgen entstehen. Diese ungewollten Pinselalgen sind meist eher hell und gräulich, da sie vor allem aufgrund des überschüssigen Lichts entstehen und nicht durch zu viele Nährstoffe. Wenn ihr hier die Beleuchtungszeit runter fahrt, kann dies schon ausreichen.

4. CO2 Mangel (nicht alleinige Ursache)

CO2 Mangel alleine ist kein Grund das Pinselalgen entstehen. Allerdings haben sie die Möglichkeit, den im Hydrogenkarbonate (Karbonathärte) gebundenen Kohlenstoff abzuspalten und zu verwenden. Dadurch entstehen für die anderen Pflanzen eine Unterversorgung mit CO2 und diese können stark darunter leiden. Eine Erhöhung des CO2 Wertes im Aquarium, kann die Pinselalge reduzieren. CO2 allein ist meist kein Grund für die Entstehung der Pinselalge,  Die Hauptnährstoffe Nitrat und Phosphat müssen vorhanden sein. Oft ist es ein Zusammenspiel, da Wasserpflanzen bei zu niedrigem bzw. nicht vorhanden CO2 die im Wasser befindlichen Nährstoffe nicht verarbeiten können. Da aber die Pinselalgen ihr CO2 auch aus dem Hydrogenkarbonat ziehen können, können sie sich so bei einem CO2 Mangel noch weiter versorgen, während die Wasserpflanzen "verhungern". Anders rum klappt das aber auch, weshalb das erhöhen des CO2 Wertes recht häufig zu einer Besserung und Reduzierung der Pinselalgen führt (mehr unter Pinselalgen bekämpfen).

5. falsch eingestellte Düngung

Wer seinen Pflanzen etwas gutes tun will, düngt sie. Doch nicht jeder Dünger ist für das Aquarium geeignet. Ihr müsst eine Düngung anhand eurer Ausgangswerte ordentlich einstellen. Sonst kann es passieren, das ihr dadurch die Falschen Werte begünstigt und hohe Nitrat oder Phosphatwerte schafft.


Das Pinselalgen kommen, weil im Becken eine höhere Strömung ist, ist so nicht richtig. die Strömung alleine reicht für das entstehen der Pinselalgen nicht aus. Aber sie bevorzugen stark umströmte Stellen, da sie dort am besten die Nährstoffe abbekommen, weshalb dieser Mythos entstanden ist, das sie durch Strömung entstehen können. Wenn eure Nährstoffe im Gleichgewicht sind und die Belichtungszeit angepasst ist, wird auch in einem stark umströmten Becken, keine Pinselalge entstehen.
Phosphattest von JBL zur Betsimmung des Phosphatwertes
Nitrattest zu genauen Bestimmung des Nitratwertes

Wie vermehren sich Pinselalgen?

Pinselalgen vermehren sich durch das verbreiten von Sporen, dieser Vorgang ist ungeschlechtlich. Diese Sporen befinden sich dann im Wasser und können bei den passenden Bedingungen sich im Aquarium ansiedeln.  Aber auch eine Vermehrung über einen dreiteiligen Generationenwechsel ist bei der Rotalge bekannt. Sporen können durch das Leitungswasser oder durch das einbringen von Wasser aus anderen Becken und Wasserpflanzen in das eigene Aquarium gelangen.


Sind Pinselalgen gefährlich?


Nein, Pinselalgen an sich sind nicht gefährlich. Eine Gefahr nur durch die Alge geht nicht aus. Da sie aber meist durch eine hohe Wasserverschmutzung kommen, ist dies oft für deine Zierfische nicht von Vorteil. Zu starke Wasserverschmutzung mit Nitrat kann für deine Zierfische gefährlich werden. 

Für Wasserpflanzen kann sie hingegen bei großer Menge gefährlich werden. Wenn Pinselalgen eine große Fläche der Blätter einnehmen, dann haben die Wasserpflanzen nicht mehr ausreichend freie Blattfläche um Lichtenergie aufzunehmen oder an Nährstoffe zu kommen. Daher "ersticken" die Wasserpflanzen dann häufig unter der Algenmasse.

Wie solltest du bei Pinselalgen vorgehen?

Das für alle wichtigste Thema, wie man die hässlichen Pinselalgen wieder entfernen kann und los bekommt. Doch am besten versteht man es, wenn man auch versteht, warum sie gekommen sind.

1. Nitrat und Phosphatwerte prüfen

Wenn du Pinselalgen entdeckst, solltest du als erstes deine Nitrat und Phosphatwerte prüfen. Um diese zu prüfen reicht ein handelsüblicher Tropfentest, denn du in jedem gut geführten Handel bekommst. Vermeide in dem Fall Stäbchentests, da sie sehr ungenau sind und Phosphat meist nicht drauf ist. Sind deine Werte deutlich zu hoch, solltest du den Grund herausfinden:

  • schlechte und zu geringe Beckenhygiene, Mulmecken, Bodengrund nicht abgemulmt, zu wenige Wasserwechsel, Filter zu selten gereinigt
  • Überbesatz im Aquarium, also zu viele Fische in einem zu kleinen Becken
  • Frostfutter welches unaufgetaut und nicht abgespült verfüttert wird
  • Trockenfutter in minderwertiger Qualität mit zugesetzten Phosphaten und schlecht verwertbarer Zutaten Mehr zum Thema hochwertiges Fischfutter lesen
  • zu häufiges oder zu viel Füttern, sowie falsche Futtersorten für die Tiere, z.B. Flockenfutter für Panzerwelse
  • Düngung falsch eingestellt, zu hoher Nitrat und Phosphatdünger 
  • zu wenig Wasserpflanzen, besonders schnellwachsende Arten fehlen
  • schlechte Wasserwerte bereits aus dem Leitungswasser, Werte auch dort prüfen. Mehr zum Thema Leitungswasser

Meist lässt sich hier schon die Fehlerquelle finden, die ihr auch unbedingt anpassen solltet. So werden die Pinselalgen wieder zurück gehen. Das ist jedoch ein etwas längerer Prozess. Sollte der Fehler hier am Überbesatz liegen, solltet ihr dies auch zwingend beheben. Sonst lässt sich zum einen kein gesundes Gleichgewicht herstellen und zum anderen solltet ihr auch an das Wohl der Tiere denken, das ein Überbesatz auch nicht gesund für die Tiere ist.

2. Beleuchtungsdauer prüfen

Prüft eure Beleuchtungsdauer inkl. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und Mondlichtphasen. Wenn diese in Summe zu viel und zu lange sind, dann kann der Fehler auch an dieser liegen.  Besonders wenn ihr dann noch schattige Pflanzen im Becken habt oder im allgemeinen zu wenige Wasserpflanzen. Dann sinkt der Lichtbedarf der Pflanzen.

3. CO2 Wert prüfen und ggf. erhöhen

Wenn dein CO2 Wert deutlich zu niedrig ist, können deine Wasserpflanzen die Nährstoffe nicht aufnehmen. Du solltest bei richtigen Nährstoffen auch deinen CO2 Wert prüfen und ggf. kurzfristig mit einer CO2 Anlage (zum Beispiel einfaches Bio CO2) an deine Pflanzen anpassen, damit diese im Wachstum und der Nährstoffaufnahme wieder unterstützt werden. Den Wert kannst du mittels eine Tabelle und mittels Dauertest im Aquarium berechnen bzw. überprüfen.

Vorhanden Pinselalgen entfernen und bekämpfen

Vorhandene Pinselalgen sind natürlich optisch nicht schön. Um Pinselalgen zu entfernen gibt es viele Möglichkeiten, doch um eine Sache kommt keiner drum herum, das ist die Geduld, da sie schneller Wachsen als absterben.

1. Mechanische Entfernung der Pinselalgen

Manchmal ist es nötig erst einmal mechanisch einzugreifen. So könnt ihr gezielt die vorhandene Algenmasse reduzieren und damit den Pflanzen wieder die Chance geben die Nährstoffe aufzunehmen. Zu stark befallene Blätter könnt ihr entfernen, Deko, Technik und Scheiben einfach reinigen und abbürsten. Somit könnt ihr die Algenmasse recht schnell und mehr oder weniger einfach und für die Tiere ungefährlich reduzieren. Da sie jetzt sehr fest sitzen, sind hier bürsten, Klingenreiniger und Fingernägel von Vorteil.

2. Einnebeln mit Easy life Carbo

Im Easy life Carbo ist das sogenannte 5-Hydroxypentanal enthalten, was aus der Reduktion von 2,3-Dihydropyran mit Salzsäure gewonnen wird. im Wasser spaltet sich dieses dann in einen kleinen Teil Kohlenstoff und Alkohol auf.  Der Kohlenstoff kann dann von den Wasserpflanzen verwendet werden und der Alkohol tötet die Alge hab, da dieser den Kalk aus der Zellstruktur der Pinselalge entzieht.

Vorgehensweise:  Schaltet den Filter des Becken kurz aus, zieht mit einer Pipette etwas Easy Carbo auf und gebt es direkt an die Alge.  Auch hier solltet ihr die auf der Verpackung angegebene Menge nicht überschreiten. Maximal 1ml  Milliliter auf 25-50L Nettowasservolumen solltet ihr pro Tag verwenden. Nebelt die Stellen damit regelmäßig ein, aber gebt nicht zu viel davon ins Aquarium, da eine Überdosis Tiere und Organismen schädigen können. Auch hier muss euch bewusst sein, das ihr lediglich die Algen, also das Symptom damit beseitigt und nicht die Ursache.

3. Einnebeln mit Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid ist eigentlich jedem bekannt aus der Zahnpasta, Textilbleichung oder durch das Haare färben. 
Wasserstoffperoxid also H2O2 zersetzt sich zu Wasser und Sauerstoff. Eine Sauerstoffübersättigung im Wasser ist gefährlich, deshalb bitte unbedingt nur kleine Mengen verwenden. Man nimmt einer 3%ige Wasserstoffperoxid Lösung und gibt diese in eine Pipette. Bevor sie sich zersetzt, ist sie leicht sauer und kann damit die Zellstruktur der Alge zerstören. Wasserstoffperoxid kann in großen Mengen auch Zellen der Tiere und Wasserpflanzen beschädigen.Ihr könnt damit schlecht entfernbare Algen versuchen abzutöten, aber bitte nicht übertreiben.  
Vorgehensweise: Schaltet den Filter des Becken kurz aus, zieht mit einer Pipette etwas Wasserstoffperoxid auf und gebt es direkt an die Alge. Maximal 10% des Wassergehaltes in Milliliter solltet ihr pro Tag verwenden. Startet jedoch lieber etwas niedriger mit 5%. Bedeutet bei 50 Liter Netto Aquariumwasser, solltet ihr nicht mehr wie 5ml Wasserstoffperoxid verwenden.

Bereits nach ein paar Tagen kann man erkennen, das die Algen sich verfärben und anfangen abzusterben. Grund dafür ist, das die direkte leichte Säure die Kalkstruktur in den Zellwänden der Alge zersetzt. Diese können dann leichter entfernt werden oder aber von den Tieren verarbeitet.

4. Algenmittel mit Kupferanteil

Im Handel findet man verschiedene Algenmittel. Die meisten arbeiten auf der Basis von Salicylsäure aber auch auf Basis von Kupfer. Kupfer ist bei Algen sehr wirksam, doch hier ist auch zu beachten, das Kupferpräperate nicht von allen Aquariumbewohnern vertragen werden. Hier gilt also genaues lesen und überlegen, bevor man "Algenmittel" die auch nur die optischen sichtbaren Symptome, also die Algenbüschel absterben lassen. Die Ursache ist hier auf keinen Fall mit dem verwenden von Algenmittel behoben. Algenmittel mit Kupferanteil sind zum Beispiel eSHa Protalon-707. Wirksam, ja, jedoch auch gefährlich und das nicht nur für Wirbellose. Das JBL Algol ist auf Basis von 1,2-propylen-glycol oder auch kurz gefasst, auf Alkoholbasis. Geringe Mengen und eine Dosierung nach Anleitung sollten für Zierfische keine Probleme darstellen. Wirbellose wird jedoch nicht garantiert. Eine Überdosierung ist auch hier für alle Organismen gefährlich. Andere Algenmittel die auf Basis von Salicylsäure arbeiten sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Diese Säure kann einen pH Sturz verursachen, die Kiemen der Tiere schädigen. Diese ist nachgewiesen Gewebeschädigend und auch Organschädigend. Eure Algen werden damit optisch verschwinden, aber ihr tut euren Bewohnern, damit keinen Gefallen.

5. Gelduld 

Die Pinselalge wächst und vermehrt sich schneller als sie sterben wird und wieder verschwindet. Deshalb ist hier auf jeden fall geduld gefragt. Es kann durchaus mal 6 Monate dauern, bis die Algen von alleine wieder verschwunden sind, wenn ihr die Ursache behoben habt. Also auch wenn es  nicht immer schön ist, Geduld zahlt sich auch hier aus. Am besten ist eine Kombination aus mechanischen entfernen wo es möglich ist, Ursache finden und beseitigen, sowie an unvorteilhaften Stellen immer vorsichtig einnebeln. 
Nitratex für die Entfernung aus dem Aquariumwasser oder Leitungswasser

Setze keine Tiere gegen die Pinselalgen ein

Oft wird von verschiedenen Händlern oder auch Influencern erwähnt wie einfach man doch Tiere bei Pinselalgen einsetzen kann. Diese fressen eure Algen und ihr müsst euch um nichts kümmern, so die Versprechen.

Oft werden Arten wie die siamesische Rüsselbarbe, Netzpinselalgenfresser, Amanos, Rennschnecken, Otociclus, Antennenwelse, Pianoschnecken oder Kärpflinge empfohlen. 

Pinselalgen sind eher bitter und aufgrund des eingelagerten Kalks in den Zellwänden sind sie auch recht hart, weshalb die kaum eins der genannten Arten gerne frisst.  Aus der Not heraus wenn es wirklich nichts anderes mehr gibt, ist es durchaus zum Teil möglich, manche der genannten Arten zupfen nur in jungen Jahren an den Algen rum, andere fressen nur die Mikroorganismen die darin leben. Einige der Arten die oft aufgezählt werden, interessiert die Pinselalge gar nicht. Also bitte lasst euch von sowas nicht verlocken.  Wenn die Algen abgetötet sind, dann ist es möglich, das Amanogarnelen oder andere Tiere, diese toten Algenpüschel wegfuttern. Aber erst dann.  Und bevor ihr dafür ein Tier oder sogar mehrere Tiere einsetzt, befasst auch unbedingt mit den Ansprüchen der Tiere die ihr einsetzen wollt. Passen sie überhaupt ins Becken, vertragen sie sich mit dem anderen Besatz, kannst du ihre Ansprüche erfüllen und sie artgerecht bis ans lebensende pflegen.

Bedenkt immer, nur weil die Alge optisch weg ist, heißt es nicht, das die Ursache beseitigt ist. Wer die Ursache findet und beseitigt, wird auch länger Freude an einem hübschen und algenfreien Becken haben.  Tiere sind keine Ursachenbeheber, sondern nur Symptombeseitiger.

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