Wasserpflanzen im Aquarium - Deko oder Sinnvoll

Wasserpflanzen im Aquarium - Deko oder Sinnvoll

Geschätze Lesezeit: 12 Minuten
Oft werden in Videos, Blogs, Foren oder alten Büchern solche Aussagen gemacht wie :

 "Wasserpflanzen sind nur Deko, kannst auch Plastik nehmen sind bunter" 
"Wenn ich zu viele Wasserpflanzen habe, sehe ich doch die fische nicht mehr" 
"Wasserpflanzen sterben eh dauernd , darum Plastik" 
"Meine Fische fressen die Pflanzen also warum soll ich dann welche rein tun" 

 Das ist nur ein kurzer Ausschnitt der Aussagen die man so lesen oder hören kann. Wir erklären euch, was dahinter steckt und ob Wasserpflanzen sinnvoll oder Unsinn sind.

Wasserpflanzen im Aquarium

Wasserpflanzen und ihre Aufgabe in der Aquaristik 

1. Dekoration und Struktur 

Oft liest man das Wasserpflanzen zur Dekoration gehören, man damit verschiedene Bereiche begrünen kann und vielleicht noch kleine Abgrenzungen und Strukturen im Aquarium schafft. 

Alles was als Dekoration bezeichnet wird, hat meist den Beigeschmack das es als nicht wichtig eingestuft wird und eher optional bei Gefallen verwendet werden kann. Ja, natürlich dienen Wasserpflanzen auch der Dekoration im Aquarium und natürlich könnt ihr damit Reviere abgrenzen, aber das ist eine nette Eigenschaft nebenbei. 

 2. Wasserpflanzen zur Wasserreinigung 

 Nun kommt eigentlich der Teil warum sich Wasserpflanzen von Steinen, Holz und Plastepflanzen unterscheiden. Wasserpflanzen reinigen dein Wasser und können dafür sorgen, dass du weniger Wasserwechsel und Reinigung vornehmen musst. Wasserpflanzen sind vergleichbar in der Funktion wie unsere Bäume. 

Sie verarbeiten Nährstoffen und Energie. So nehmen Wasserpflanzen verschiedene im Aquarium entstehende Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat die als Abfallprodukte entstehen, auf und nutzen sie als Dünger. Aufgrund von Abfallprodukten wie Nitrat und Phosphat, die durch Ausscheidungen der Tiere, Verrottung von Pflanzenteilen und Futterresten oder durch das einbringen von Futter entstehen, müssen wir im Aquarium Wasser wechseln, da zu hohe Werte zu verschiedenen unerwünschten Problemen im Aquarium führen können. 

Aber Pflanzen können uns einen wichtigen Teil davon bereits abnehmen und diese Werte aus dem Wasser wieder entziehen. So das ihr länger gute Wasserwerte für eure Tiere habt. 

3. Wasserpflanzen als Sauerstofflieferant 

Wasserpflanzen dienen in Verbindung mit den Nährstoffen und eurem Licht.  Das ganze wird als Photosynthese bezeichnet, die wir alle in der Schule 5. Klasse gelernt haben. Dadurch wird Tagsüber aus im Wasser gebundenen Co2 also Kohlenstoffdioxid,  Sauerstoff produziert und nachts erfolgt das ganze in verlangsamter Form anders herum. 

Jetzt könnte man meinen das es ja keinen Sinn hat wenn die Pflanzen nachts den produzierten Sauerstoff wieder verbrauchen, aber deshalb haben wir auch geschrieben in verlangsamter Form. Nachts fahren Tiere und Pflanzen die "schlafen",  ihren Stoffwechsel runter und verbrauchen im allgemeinen weniger Energie und Nährstoffen als wenn sie aktiv sind. 

Tagsüber sorgen sie jedoch dafür, das sobald das Licht an ist oder es hell wird , Co2 entzogen wird und wieder Sauerstoff produziert. So erhöht ihr die Sauerstoffsättigung in eurem Aquarium, eure Tiere fühlen sich wohler und wenn mal der Filter ausfallen sollte, dann habt ihr mit den Wasserpflanzen eine kleine aber feine Notlösung, ohne das eure Tiere gleich drohen zu ersticken. 

 Nun also die Frage, welche Aufgabe hat den nun eine Plastepflanze? Kann diese Photosynthese betreiben, wachsen und überschüssige Nährstoffen aufnehmen?  Oder dient die Plastepflanze nur als überflüssiges Dekoobjekt?

Wir wollen jetzt nochmal kurz die Photosynthese erklären, damit ihr die Wichtigkeit der Wasserpflanzen etwas nachvollziehen könnt.


Die Photosynthese bei Wasserpflanzen

Auch Wasserpflanzen betreiben Photosynthese, nur unter Wasser. So das der Faktor Wasser der dafür ebenfalls Vorraussetzung ist, natürlich bereits gegeben ist. Pflanzen betreiben keine 24h eine aktive Photosynthese, sondern meist nur 6-9h je nach Pflanzenart. Sobald ihr das Lich im Aquarium einschaltet, starten die Wasserpflanzen mit der aktiven Photosynthese. Das bedeutet sie nutzen die Lichtenergie, Wasser, Nährstoffe, Nitrat und Phosphat sowie CO2 um ihr Wachstum voranzutreiben und die Zellstrukturen zu stärken. Während der aktiven Photosynthese nimmt die Wasserpflanze also diese ganzen Stoffe auf und gibt als "Endprodukt" Sauerstoff (O2) ins Wasser ab, wodurch die Sauerstoffsättigung für unsere Tiere steigt. Diesen nehmen sie dann auf und atmen wieder CO2 ab, das wiederum die Pflanzen aufnehmen usw. usf.

Aber das funktioniert nur wenn Licht vorhanden ist. Nachts erfolgt keine Photosynthese, sondern eine sogenannte Dunkelatmung. Dann geben die Pflanzen CO2 an das Wasser ab und nehmen Sauerstoff auf. Die Abgabe des CO2 ist geringer als die Aufnahme tagsüber, aber ein hoher Pflanzenbestand und eine schlechte Wasserbewegung nachts, kann zu einer Sauerstoffarmut im Aquarium führen und im schlimmsten Fall auch zu ersticken der Tiere.  Deshalb werden CO2 Anlagen nachts ausgeschaltet und auf ausreichend Bewegung geachtet.

Bei einigen Pflanzenarten auch bei wasserpflanzen kann man erkennen wann sie die Photosynthese beenden, weil die Aufnahme an Nährstoffen für den tag gedeckt ist. Dann schliessen sie wie Tulpen die Blätter. Man kann das gut anhand der Limnophylla heterophylla erkennen. Alles was dann zusätzlich an Lichtenergie und Nährstoffen zugeführt wird, kann nicht mehr verarbeitet werden und baut sich auf, bzw. es entstehen Algen, die diese Lichtenergie dann verarbeiten.
Links Limnophylla bei aktiver Photosynthese und rechts bei beendeter mit eingeklappten Blattwerk um die Lichtenergie nicht mehr aufzunehmen.

Besonderheiten Malawi, Tanganjika und Viktoriasee   

Wie überall gibt es auch in der Aquaristik Besonderheiten bei der Nutzung von Wasserpflanzen. 

Dort vor allem wenn man Tiere aus den afrikanischen Seen wie Tanganjika, Malawi oder Viktoriasee hält. Hier sind Wasserwerte und Gegebenheiten ganz anders und für Pflanzen nicht unbedingt von Vorteil. Wer diese Arten Artgerecht hält, wird keine Möglichkeit haben Wasserpflanzen zu kultivieren. 

Zum einen liegt es daran, dass einige Arten zu den Herbivoren Tieren gehören, also leidenschaftlich gern eure Pflanzen  fressen. 

Zum anderen liegt es daran das die Tiere auch unfassbar gern buddeln und graben und damit eure Wasserpflanzen aus dem Boden holen. 

Aber der letzte wichtige Punkt, dass sind die Wasserwerte die für Wasserpflanzen eher ungeeignet sind. Hier spielt der pH Wert der von 7,5 - 8,5 reicht eine wichtige Rolle. Dieser sorgt dafür das Wasserpflanzen die Nährstoffe nicht direkt aufnehmen können und damit nicht wachsen können. Bei 7,5 mag es noch etwas funktionieren. Ab 8 wird es dann wirklich kritisch für Pflanzen. 

Das spielt jedoch in solchen Aquarien auch keine wirklich Rolle, da die Tiere normalerweise in sandigen Gebieten leben und dort Felsaufbauten und Spalten bewohnen. Durch das abgrasende Verhalten einiger Barsche, stehen auch die Pflanzen auf dem Speiseplan der Tiere. 

Lese hier mehr zu der Lebensweise von Mbuna und Non-Mbuna. 

Fazit und Zusammenfassung 

Wasserpflanzen haben einen wichtigen Nutzen im Aquarium und sorgen dafür, dass ihr bei Einstellung des richtigen Gleichgewichtes einen optimalen Nährstoffaufbau und Nährstoffabbau durch sie erreichen könnt. 

So könnt ihr unerwünschte Algen vermeiden und die Sauerstoffzufuhr gewährleisten. Wasserpflanzen sind damit nicht unnütze Dekoration sondern auch Indikator für ein gutes Gleichgewicht. Tiere die in ihrem Habitat keine Wasserpflanzen haben, sind durch ihren Organismus auf die Umwandlung von solchen Produkten abgestimmt. 

Nicht jedes Tier benötigt Wasserpflanzen (Malawi, Victoria, Tanganjika).

Wer jedoch keine oder zu wenig Wasserpflanzen im Aquarium hat, sollte zwingend auf die Wasserwerte achten damit die  👉🏻 Nitrat und 👉🏻 Phosphatwerte nicht zu hoch werden. Beide Werte können Probleme Verursachen.

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