
Wasserpflanzen im Aquarium - Deko oder Sinnvoll
Geschätze Lesezeit: 10 Minuten
19.04.2025
Oft werden in Videos, Blogs, Foren oder alten Büchern solche Aussagen gemacht wie:
"Wasserpflanzen sind nur Deko, kannst auch Plastik nehmen, sind bunter."
"Wenn ich zu viele Wasserpflanzen habe, sehe ich doch die Fische nicht mehr."
"Wasserpflanzen sterben ohnehin dauernd, darum Plastik."
"Meine Fische fressen die Pflanzen, also warum soll ich dann welche hineintun?"
Das ist nur ein kurzer Ausschnitt der Aussagen, die man so lesen oder hören kann. Wir erklären euch, was dahintersteckt und ob Wasserpflanzen sinnvoll oder Unsinn sind.

Wasserpflanzen und ihre Aufgabe in der Aquaristik
1. Dekoration und Struktur
Oft liest man, dass Wasserpflanzen zur Dekoration gehören, man damit verschiedene Bereiche begrünen kann und vielleicht noch kleine Abgrenzungen und Strukturen im Aquarium schafft.
Alles, was als Dekoration bezeichnet wird, hat meist den Beigeschmack, dass es als nicht wichtig eingestuft wird und eher optional bei Gefallen verwendet werden kann.
Ja, natürlich dienen Wasserpflanzen auch der Dekoration im Aquarium und natürlich könnt ihr damit Reviere abgrenzen, aber das ist eine nette Eigenschaft nebenbei.
2. Wasserpflanzen zur Wasserreinigung
Nun kommt eigentlich der Teil, warum sich Wasserpflanzen von Steinen, Holz und Plastepflanzen unterscheiden. Wasserpflanzen reinigen dein Wasser und können dafür sorgen, dass du weniger Wasserwechsel und Reinigung vornehmen musst.
Wasserpflanzen sind vergleichbar in der Funktion wie unsere Bäume.
Sie verarbeiten Nährstoffe und Energie.
So nehmen Wasserpflanzen verschiedene im Aquarium entstehende Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat, die als Abfallprodukte entstehen, auf und nutzen sie als Dünger.
Aufgrund von Abfallprodukten wie Nitrat und Phosphat, die durch Ausscheidungen der Tiere, Verrottung von Pflanzenteilen und Futterresten oder durch das Einbringen von Futter entstehen, müssen wir im Aquarium Wasser wechseln, da zu hohe Werte zu verschiedenen unerwünschten Problemen im Aquarium führen können.
Aber Pflanzen können uns einen wichtigen Teil davon bereits abnehmen und diese Werte aus dem Wasser wieder entziehen. So dass ihr länger gute Wasserwerte für eure Tiere habt.
3. Wasserpflanzen als Sauerstofflieferant
Wasserpflanzen dienen in Verbindung mit den Nährstoffen und eurem Licht. Das Ganze wird als Fotosynthese bezeichnet, die wir alle in der Schule 5. Klasse gelernt haben. Dadurch wird tagsüber aus im Wasser gebundenen CO₂, also Kohlenstoffdioxid, Sauerstoff produziert und nachts erfolgt das Ganze in verlangsamter Form andersherum.
Jetzt könnte man meinen, dass es ja keinen Sinn hat, wenn die Pflanzen nachts den produzierten Sauerstoff wieder verbrauchen, aber deshalb haben wir auch geschrieben in verlangsamter Form. Nachts fahren Tiere und Pflanzen, die "schlafen", ihren Stoffwechsel runter und verbrauchen im Allgemeinen weniger Energie und Nährstoffe als wenn sie aktiv sind.
Tagsüber sorgen sie jedoch dafür, dass, sobald das Licht an ist oder es hell wird, CO₂ entzogen wird und wieder Sauerstoff produziert. So erhöht ihr die Sauerstoffsättigung in eurem Aquarium, eure Tiere fühlen sich wohler und wenn mal der Filter ausfallen sollte, dann habt ihr mit den Wasserpflanzen eine kleine aber feine Notlösung, ohne dass eure Tiere gleich drohen zu ersticken.
Nun also die Frage, welche Aufgabe hat denn nun eine Plastepflanze? Kann diese Fotosynthese betreiben, wachsen und überschüssige Nährstoffe aufnehmen? Oder dient die Plastepflanze nur als überflüssiges Dekoobjekt?
Wir wollen jetzt noch einmal kurz die Fotosynthese erklären, damit ihr die Wichtigkeit der Wasserpflanzen etwas nachvollziehen könnt.
Die Fotosynthese bei Wasserpflanzen
Auch Wasserpflanzen betreiben Fotosynthese, nur unter Wasser. Sodass der Faktor Wasser, der dafür ebenfalls Voraussetzung ist, natürlich bereits gegeben ist. Pflanzen betreiben keine 24h eine aktive Fotosynthese, sondern meist nur 6-9h, je nach Pflanzenart. Sobald ihr das Licht im Aquarium einschaltet, starten die Wasserpflanzen mit der aktiven Fotosynthese. Das bedeutet, sie nutzen die Lichtenergie, Wasser, Nährstoffe, Nitrat und Phosphat sowie CO₂, um ihr Wachstum voranzutreiben und die Zellstrukturen zu stärken. Während der aktiven Fotosynthese nimmt die Wasserpflanze also diese ganzen Stoffe auf und gibt als "Endprodukt" Sauerstoff (O₂) ins Wasser ab, wodurch die Sauerstoffsättigung für unsere Tiere steigt. Diesen nehmen sie dann auf und atmen wieder CO₂ ab, das wiederum die Pflanzen aufnehmen usw. usw.
Aber das funktioniert nur, wenn Licht vorhanden ist. Nachts erfolgt keine Fotosynthese, sondern eine sogenannte Dunkelatmung. Dann geben die Pflanzen CO₂ an das Wasser ab und nehmen Sauerstoff auf. Die Abgabe des CO₂ ist geringer als die Aufnahme tagsüber, aber ein hoher Pflanzenbestand und eine schlechte Wasserbewegung nachts können zu einer Sauerstoffarmut im Aquarium führen und im schlimmsten Fall auch zu ersticken der Tiere. Deshalb werden CO2 Anlagen nachts ausgeschaltet und auf ausreichend Bewegung geachtet.
Bei einigen Pflanzenarten, auch bei Wasserpflanzen, kann man erkennen, wann sie die Fotosynthese beenden, weil die Aufnahme an Nährstoffen für den Tag gedeckt ist. Schließen sie wie Tulpen die Blätter. Man kann das gut anhand der Limnophylla heterophylla erkennen. Alles, was dann zusätzlich an Lichtenergie und Nährstoffen zugeführt wird, kann nicht mehr verarbeitet werden und baut sich auf, bzw. es entstehen Algen, die diese Lichtenergie dann verarbeiten.
Besonderheiten Malawi, Tanganjika und Viktoriasee
Wie überall gibt es auch in der Aquaristik Besonderheiten bei der Nutzung von Wasserpflanzen.
Dort vor allem, wenn man Tiere aus den afrikanischen Seen wie Tanganjika, Malawi oder Viktoriasee hält. Hier sind Wasserwerte und Gegebenheiten ganz anders und für Pflanzen nicht unbedingt von Vorteil. Wer diese Arten artgerecht hält, wird keine Möglichkeit haben, Wasserpflanzen zu kultivieren.
Zum einen liegt es daran, dass einige Arten zu den herbivoren Tieren gehören, also leidenschaftlich gern eure Pflanzen fressen.
Zum anderen liegt es daran, dass die Tiere auch unfassbar gern buddeln und graben und damit eure Wasserpflanzen aus dem Boden holen.
Aber der letzte wichtige Punkt, das sind die Wasserwerte, die für Wasserpflanzen eher ungeeignet sind. Hier spielt der pH-Wert, der von 7,5 - 8,5 reicht, eine wichtige Rolle. Dieser sorgt dafür, dass Wasserpflanzen die Nährstoffe nicht direkt aufnehmen und damit nicht wachsen können. Bei 7,5 mag es noch etwas funktionieren. Ab 8 wird es dann wirklich kritisch für Pflanzen.
Das spielt jedoch in solchen Aquarien auch keine wirkliche Rolle, da die Tiere normalerweise in sandigen Gebieten leben und dort Felsaufbauten und Spalten bewohnen. Durch das abgrasende Verhalten einiger Barsche stehen auch die Pflanzen auf dem Speiseplan der Tiere.
Lese hier mehr zu der Lebensweise von Mbuna und Non-Mbuna.
Fazit und Zusammenfassung
Wasserpflanzen haben einen wichtigen Nutzen im Aquarium und sorgen dafür, dass ihr bei Einstellung des richtigen Gleichgewichts einen optimalen Nährstoffaufbau und Nährstoffabbau durch sie erreichen könnt.
So könnt ihr unerwünschte Algen vermeiden und die Sauerstoffzufuhr gewährleisten. Wasserpflanzen sind damit nicht nur unnütze Dekoration, sondern auch Indikator für ein gutes Gleichgewicht. Tiere,, die in ihrem Habitat keine Wasserpflanzen haben, sind durch ihren Organismus auf die Umwandlung von solchen Produkten abgestimmt.
Nicht jedes Tier benötigt Wasserpflanzen (Malawi, Victoria, Tanganjika).
Wer jedoch keine oder zu wenig Wasserpflanzen im Aquarium hat, sollte zwingend auf die Wasserwerte achten, damit die 👉🏻 Nitrat und 👉🏻 Phosphatwerte nicht zu hoch werden. Beide Werte können Probleme verursachen.
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