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Wurzeln im Aquarium - Warum Echtholz Einrichtung im Aquarium?

Wurzeln im Aquarium - Warum Echtholz Einrichtung im Aquarium?

Geschätze Lesezeit: 8 Minuten

Wurzeln im Aquarium werden besonders von Anfängern gern als "lästige" Deko angesehen, die nicht schön bunt ist und am Ende auch noch das Wasser im Aquarium braun verfärben kann. Das ist meist der Grund, warum gerade bei Einsteigern nicht oft Wurzeln im Becken zu finden sind. Doch Echtholz hat in der Natur, wie auch im Aquarium eine Aufgabe und diese kann je nach Tierarten die gehalten werden, sogar sehr wichtig sein.

Was für Holzsorten gibt es in der Aquaristik?

Der ein oder andere wird es sich bereits denken, man kann nicht alles einfach so ins Aquarium werfen. Es gibt Holzarten, die sich nur unterbestimmten Bedingungen eignen.

Mangrovenholz - Die klassische Aquariumwurzel

Mangrovenwurzeln oder Mangrovenholz ist ein tropisches Holz und bereits seit eh und je in der Aquaristik bekannt. Es ist in und an den Habitaten unserer Zierfische zu finden. Sie wachsen in tropischen Küstenregionen und sind in Südamerika wie auch in Afrika und Südostasien zu finden. Sie besitzen eine hohe Salztoleranz, weshalb man Sie auch an Gewässern mit Salzkonzentration findet. Mangrovenwurzeln können getrocknet federleicht aber auch betonschwer sein, je nach dem, aus welchem Baumstück das Holz kommt und ob es schon länger tot ist, getrocknet im Süss- oder im Salzwasser stand. Meist sind die Wurzeln recht grob und nicht sonderlich filigran. Mangrovenholz ist Weichholz.

Je nachdem was es für ein Stück Mangrovenholz ist, kann es gleich unter gehen, ein paar tage schwimmen, Wochen oder Monate schwimmen oder auch immer. Hier ist also Fixieren meist angesagt.

Rote Moorwurzel / Fingerwurzel / Spiderwood

Drei Namen und immer das selbe Holz. Unter dem klassischen Fingerholz, versteht man filigrane und verzweigte Wurzeln, welche meist von hell und trocken sind beim Kauf. Unter Wasser färben sich die hellen Wurzeln meist dunkel. 

Fingerholz ist härter als Mangrovenholz und eignet sich hervorragend für feine Aquascapes.  Das Holz bildet meist in den ersten Tagen unter Wasser einen Bakterienrasen. Deshalb empfiehlt sich hier das Vorwässern, besonders wenn man Pflanzen darauf anbringen will, da diese Bakterien sonst die Sauerstoffaufnahme der Pflanzen beeinträchtigen können und diese damit zerstören. Sie schwimmen meist wenige Tage bis sie sich vollgesaugt haben, dann bleiben diese Wurzeln im Aquarium unten.


Mopaniwurzel - Hartholz aus der Terraristik

Die Mopaniwurzel hat in der Aquaristik teilweise einen schlechten Ruf, was der Art des "Strahlens" von früher geschuldet ist. Früher haben sich oft Metallsplitter in diesen Wurzeln abgelagert durch das Strahlen, welche dann im Aquarium für Probleme sorgten. 

Heutzutage ist das eigentlich nicht mehr der Fall. Die Mopanwirzel ist ein Hartholz kann hell und dunkel gescheckt sein und geht meist gleich unter. Sie besitzen fast immer einen extrem hohen Tanningehalt, die das Wasser extrem dunkel färben. Für Schwarzwasseraquarien perfekt, für andere Becken eher nicht. Deshalb empfehlen wir hier ein paar Tage separat vor zu wässern, bis das Wasser im Eimer nicht mehr zu dunkel wird.


Talawaholz - Wurzeln für Diskus und Skalarbecken

Talawaholz hat sich erst so um 2021 wirklich etabliert in der Aquaristik und wird meist zu recht hohen Preisen gehandelt. Es ist ebenfalls Weichholz und schwimmt meist eine Weile nach dem Einsetzen, wenn es nicht fixiert oder vorgewässert wird. 

Die schöne filigrane und natürliche Optik von ins Wasser reinrakenden Wurzeln macht es zu einem beliebten Holz, besonders für Diskus und Skalarbecken. Auch hier kann sich ein Bakterienfilm am Anfang bilden. Das Holz dunkelt im Wasser etwas nach.

Curlwood - Dragonwood das geschlängelte Holz

Es kam, sah cool aus, hielt sich aber aufgrund vieler Probleme nicht sehr lange am Deutschen Markt. Grund dafür war nicht die Optik, den diese war sehr schön. Das im trockenen Zustand rothellbraune Holz wurde unter Wasser dunkel und hat einen sehr intensiven Bakterienfilm entwickelt. Es bildete sich eine extreme Glibberschicht die das Holz auch flutschig machte. Bis diese Phase vorbei ist, können Wochen vergehen, und bis dahin sollte ein Einsetzen der Tiere unbedingt vermieden werden. Es roch zudem sehr unangenehm und hat einige Becken und Tiere zum kippen gebracht. Deshalb ist es auch größtenteils wieder vom Markt verschwunden. Hier und da findet man es noch und es ist schönes Holz, es muss jedoch definitiv separat gewässert werden, bevor es in ein Aquarium sollte.  Hier handelt es sich ebenfalls um weiches Holz.


Moorkienwurzeln - Das Nadelholz aus der Moorlagerung

Frisches und noch nicht durchgewässertes Nadelholz ist aufgrund der Harze und Öle im Aquarium nicht geeignet. Moorkienholz sind Nadelbaumwurzeln, welche bereits einige Zeit im Moor lagen. Diese werden meist gewässert und nass verpackt gelagert und geliefert. Da die Moore und dort lagernden Wurzeln irgendwann leer sind, gibt es seit wenigen Jahren sogenanntes Kienholz. Dies ist Nadelholz welches nicht im Moor lag sondern nur gut durchgewässert wurde. Beides kann man gut im Aquarium verwenden und ist eher wie Mangrove ein weiches Holz. Hier handelt es sich zudem überwiegend um europäisches Wurzelholz.

Weitere Holzarten - Einheimisch und Terraristik
Mittlerweile haben sich einheimische Holzarten von Obstbäumen, buche, Eiche oder Erle ebenfalls in unseren Aquarien etabliert. Aber auch die Garnelen Bonsais die aus Holz zusammengeklebt werden, Lianen und verschiedene neue Bezeichnungen von alt bekannten Holzarten, finden immer wieder den Weg ins Aquarium. Selbst Kork ist bei Paludarien und Schildkrötenbecken immer mal zu sehen. Man sollte sich über die Eigenschaften der verschiedenen Wurzeln und des Holzes vor dem Einsetzen im Aquarium bewusst sein. Ist man sich unsicher, lieber erst einmal eine Weile (7-30 Tage separat Wässern und beobachten. 
Manchmal werden die selben Holzarten, unter verschiedenen Namen verkauft. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum einen kann es die Importbezeichnung sein, zum anderen reines Marketing, um sich von der Konkurrenz abzuheben und einen neuen Trend zu schaffen.

Welche Eigenschaft hat Echtholz im Aquarium?

Echtholz im Aquarium bringt sekundäre Pflanzenstoffe mit, welche nicht nur in den natürlichen Habitaten sondern auch im Aquarium einen Einfluss auf unsere Zierfische und Welse haben. Zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören unter andere Tannine (Gerbstoffe die das Wasser braun färben), Flavonoide (antibakterielle Stoffe) und je nach Holzart auch Salicylsäure oder viele weitere. Wer hier die Huminstoffe vermisst, Huminstoffe befinden sich nicht in der Wurzel. Huminstoffe entstehen durch die Zersetzung des organischen Materials wie zum Beispiel der Wurzel, jedoch hat es sich so eingebrannt, das die Braunfärbung im Aquarium Huminstoffe sind (eigentlich sind es die Tannine).

Diese Stoffe werden ans Wasser abgegeben und haben Einfluss auf unsere Tiere. Sie Schützen die Schleimhaut, steigern die Temperaturtoleranz und können das Wasser ansäuern. 

Besonders für Weichwasserfische aus sauren Flüssen oder Schwarzwassergebieten, eine optimale Eigenschaft. Vorsicht, es gibt auch Arten, welche auf Alkalischen Werten gehalten werden, für diese sind die Wurzeln dann Kontraproduktiv, da sie den pH Wert in die falsche Richtung ziehen.  Das betrifft zum Beispiel Malawis oder Tiere aus dem Sulawesi See. Einige Arten sind toleranter ggü den Werten als Andere, wir empfehlen die Tiere immer auf naturnahen Wasserwerten zu halten.

Beachtet, das je nach Holzart, die Menge der Stoffe stark variieren kann. 

Welchen Nutzen hat Echtholz nun im Aquarium?

Echtholz hat verschiedene Nutzen im Aquarium. 

1. Nahrungsquelle

Der wichtigste ist, das es für einige Arten, eine Ernährungsgrundlage darstellt, da sie die Cellulosefasern für die Verdauung benötigen. Das sind zum Beispiel verschiedene Harnischwelse wie Ancistrus, Panaque, Baryancistrus usw. Aber auch die Bildung von Mikroorganismen erfolgt auf Holz deutlich schneller und kann somit Tiere wie Rennschnecken, Otocinclus und andere Aufwuchsfresser gut mit nachwachsender Nahrung versorgen.

2. Die sekundären Pflanzenstoffe

Wie weiter oben erwähnt, sind die sekundären Pflanzenstoffe, die Holz in unterschiedlichen Mengen, je nach Baumart enthält, wohltuend für viele unserer Zierfische und Welse.  Diese Stoffe kann man jedoch auch mit Laub oder mittlerweile auch mit Flüssigen Zusatzmitteln einbringen. Wir finden es natürlich besser, aber es ist jedem selbst überlassen. Diese Stoffe unterstützen unsere Tiere in der Gesundheit.

3. Struktur und Dekoration

Ein weiterer Punkt, ist natürlich die Struktur. Natürlich hat Holz auch etwas mit der natürlichen Optik zu tun. Wenn man aber keine Tiere im Becken hat, die es benötigen, dann kann man natürlich auch drauf verzichten. Ein Molly benötigt das Holz nicht unbedingt, eine Ancistrus schon eher und bei einem Malawi solltet ihr darauf verzichten. Mit Holz kann man schöne Unterwasserlandschaften Nachbauen und we mit Steinen viele Verstecke und Reviere schaffen. Das kann man natürlich auch mit anderer Dekoration. 

Fazit zu Echtholz im Aquarium

Echtholz hat im Aquarium einen viel größeren Nutzen, als "nur" Dekoration. Die im Holz enthaltenen Stoffe unterstützen unsere Tiere im Aquarium, ein stabiles Immunsystem zu besitzen, die Schleimhaut zu schützen und auch eine höhere Temperaturtoleranz zu erreichen (Tannine sorgen dafür das ein Tier bei 32° noch ausreichend Sauerstoff erhält).  Für Tiere welche Cellulose und holz als eine Nahrungsgrundlage benötigen, sind weiche Wurzeln unabdingbar, wenn man gesunde und stabile Tiere halten möchte. Für die Natürlichkeit in der Aquariumgestaltung, bietet es ebenfalls viel Spielraum, doch rein für die Dekoration ist es kein Muss. 

Wir empfehlen, wo es die Arten ermöglichen, sollte Holz im Aquarium nicht fehlen. Ein Aquarium sollte den Tieren ein gutes Zuhause und am besten Habitats ähnliche Verhältnisse bieten, so werdet ihr lange Freude an euren Zierfischen haben und selten Kranke Tiere. 

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